Die Wechseljahre können sich unterschiedlich auf den Körper auswirken. Dabei ist häufig auch der Blutzuckerspiegel betroffen, doch woran liegt das? Neben der Nahrungsaufnahme gibt es einige Faktoren, die Einfluss auf den Blutzucker nehmen können – so auch die Hormonveränderungen in den Wechseljahren. Denn der während des Klimakteriums sinkende Östrogenspiegel wirkt sich tatsächlich nicht nur auf den Zyklus, sondern auch auf den Stoffwechsel und den Blutzuckerspiegel aus. Weil der Blutzucker (auch Glukose genannt) eine Zuckerart ist, die in unserem Blutkreislauf als Hauptenergiequelle für die Zellen unseres Körpers dient, kommt ihm eine große Bedeutung für unseren Organismus zu. Geraten unsere Blutzuckerwerte aus der Balance und haben wir z.B. einen dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel, kann das weitreichende gesundheitliche Folgen haben.
Welche Aufgabe und Bedeutung hat Blutzucker im menschlichen Organismus?
Essen führt fast immer zu einem allmählichen Anstieg des Blutzuckerspiegels, da die meisten Lebensmittel – auch Gemüse – einen gewissen Anteil an Kohlenhydraten enthalten. Besonders deutlich lässt sich ein direkter und substanzieller Anstieg des Blutzuckerspiegels beobachten, wenn wir z.B. verarbeitete Kohlenhydrate (Zucker, Kuchen, Eiscreme, Pommes, weißes Brot etc.) oder zuckerhaltige Getränke wie Cola zu uns nehmen. Auf den dadurch stark ansteigenden Blutzuckerspiegel reagiert der Körper, indem er vermehrt Insulin ausschüttet. Insulin ist ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse produziert wird und sowohl für die Fettspeicherung im Körper verantwortlich ist, als auch dafür, den Zucker aus dem Blut in die Zellen zu transportieren, wo sie dem Körper als Energiequelle zur Verfügung stehen. Unser Stoffwechsel funktioniert dann ordentlich und einwandfrei, wenn der Blutzuckerspiegel auf einem optimalen Niveau gehalten wird und so die richtige Menge an Insulin im Blutkreislauf zirkuliert. Ist unser Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht, verliert das Insulin seine Fähigkeit, einen normalen Stoffwechsel aufrechtzuerhalten und der überschüssige Blutzucker wird als Fett gespeichert, was wiederum zu Insulin-Problemen führt. Die Zellen unseres Körpers werden unsensibel gegenüber dem Effekt des Insulins, was in letzter Konsequenz zu Diabetes führen kann.
Welche gesundheitlichen Folgen kann ein zu hoher Blutzuckerspiegel haben?
Ein anhaltend hoher Blutzuckerspiegel belastet den Organismus und kann langfristig zu verschiedenen z.T. schweren Erkrankungen führen wie z.B. der bereits erwähnten Diabetes, Herz- Kreislauferkrankungen und Nierenproblemen. Zudem können chronisch hohe Blutzuckerwerte Entzündungen fördern, den Heilungsprozess stören und so dafür sorgen, dass das Immunsystem dauerhaft in Alarmbereitschaft bleibt. Dass ein hoher Blutzuckerspiegel zusätzlich zu erhöhtem oxidativen Stress führen und so zum Beispiel die Haut schneller faltig werden lassen kann, scheint da dann noch das kleinste Übel.
Wie hängen Hormonveränderungen der Wechseljahre und Blutzucker zusammen?
Neben dem Insulin spielen auch noch andere Hormone bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels eine wichtige Rolle. So können sich – insbesondere während der Wechseljahre – die Schwankungen der Hormone Östrogen und Progesteron auf die Verarbeitung von Glukose im Körper auswirken. Östrogen beispielsweise hat einen positiven Effekt auf den Blutzucker, weil es die Insulinsensitivität (das Maß, in dem Körperzellen auf das Insulin ansprechen) unterstützt und so ermöglicht, dass Kohlenhydrate gut verstoffwechselt werden. Gut bedeutet in diesem Zusammenhang, dass es zu keinen extremen, unerwünschten Blutzuckerspitzen kommt. Wenn nun während der Wechseljahre der Östrogenspiegel schwankt und abnimmt, so sinkt auch die Insulinsensitivität. Das hat zur Folge, dass die Herausforderung, den Blutzuckerspiegel während des Klimakteriums möglichst ausgeglichen zu halten, für den Körper deutlich größer wird.
Besteht ein erhöhtes Diabetesrisiko in den Wechseljahren?
Da Östrogen diese schützende Wirkung auf den Zuckerstoffwechsel hat und hilft, die Empfindlichkeit der Zellen gegenüber dem Blutzucker regulierenden Insulin (Insulinsensivität) auf einem stabilen Niveau zu halten, haben die hormonellen Veränderungen der Wechseljahre selbstverständlich Auswirkungen auf den Blutzucker. Denn mit dem Absinken des Östrogens wird der Körper weniger effizient im Umgang mit Zucker und es kommt häufiger zu einer sogenannten Insulinresistenz. Dies ist ein Zustand, bei dem die Zellen nicht mehr ausreichend auf Insulin reagieren, was dazu führt, dass der Körper mehr Insulin produzieren muss, um den Blutzucker zu regulieren. Das wiederum führt langfristig zu einer Überlastung der Bauchspeicheldrüse, was letztlich zu Diabetes führen kann. Hinzu kommt, dass viele Frauen in den Wechseljahren an Gewicht zunehmen, insbesondere im Bauchbereich. Dieses Fett hat einen besonders negativen Einfluss auf den Zuckerstoffwechsel und fördert Entzündungsprozesse im Körper, die ebenfalls die Insulinwirkung beeinträchtigen. Auch andere altersbedingte Veränderungen, wie eine Verlangsamung des Stoffwechsels und ein Anstieg von Cholesterin- und Blutfettwerten, tragen zu einem erhöhten Diabetesrisiko bei.
Wie kommt Frau ohne Diabetes durch die Wechseljahre?
Es gibt durchaus wirksame Maßnahmen, um das Risiko zu reduzieren, an einer Diabetes in den Wechseljahren zu erkranken. Eine ausgewogene Lebensweise, bestehend aus gesunder Ernährung, regelmäßiger Bewegung und Stressbewältigung, kann der Schlüssel sein:
Ernährung und Blutzuckerregulation im Klimakterium
Die Ernährung spielt eine zentrale Rolle, um den Blutzucker stabil zu halten. Frauen in den Wechseljahren sollten auf eine abwechslungsreiche Kost achten, die reich an Ballaststoffen, komplexen Kohlenhydraten, gesunden Fetten und Proteinen ist. Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Gemüse helfen, Blutzuckerspitzen zu vermeiden, da sie langsam verdaut werden und den Zucker allmählich ins Blut abgeben. Zuckerhaltige Lebensmittel und stark verarbeitete Produkte sollten hingegen möglichst vermieden werden. Sie führen zu schnellen Blutzuckeranstiegen und fördern Insulinresistenz. Besonders hilfreich ist es, auf den glykämischen Index von Lebensmitteln zu achten. Lebensmittel mit einem niedrigen Wert, wie Haferflocken oder Linsen, beeinflussen den Blutzuckerspiegel weniger stark. Proteine, etwa aus Fisch, magerem Fleisch, Eiern oder pflanzlichen Quellen wie Tofu, sollten
regelmäßig auf dem Speiseplan stehen. Sie tragen dazu bei, dass der Blutzucker nach einer Mahlzeit stabil bleibt. Gesunde Fette aus Nüssen, Avocados oder Olivenöl fördern nicht nur die Herzgesundheit, sondern unterstützen auch den Stoffwechsel.
Bewegung für einen gesunden Zuckerstoffwechsel in den Wechseljahren
Regelmäßige körperliche Aktivität ist ein weiterer Schlüsselfaktor. Bewegung erhöht die Empfindlichkeit der Muskeln gegenüber Insulin, sodass der Blutzucker effizienter verarbeitet wird. Besonders wirksam sind Ausdauersportarten wie Radfahren, zügiges Gehen, Joggen oder auch Schwimmen, die den Blutzuckerspiegel senken und das Herz-Kreislauf-System stärken. Auch Krafttraining hat große Vorteile. Es baut Muskeln auf, die Glukose aus dem Blut besser aufnehmen können, und fördert einen aktiveren Stoffwechsel. Selbst moderate Bewegungen, wie Treppensteigen oder ein Spaziergang nach dem Essen, haben positive Effekte. Regelmäßigkeit ist hier wichtiger als Intensität: 30 Minuten Bewegung an fünf Tagen pro Woche (und das auch in der kalten Jahreszeit) können schon einiges bewirken.
Weniger Stress und besserer Schlaf für einen stabilen Blutzucker in der Menopause
Chronischer Stress führt zur Ausschüttung von Cortisol, einem Hormon, das den Blutzucker erhöht und die Insulinwirkung beeinträchtigen kann. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen können helfen, den Stresspegel zu senken und den Zuckerstoffwechsel zu stabilisieren. Auch die Qualität des Schlafs spielt eine Rolle. Schlechter Schlaf kann die Insulinresistenz verschlimmern und Heißhungerattacken fördern. Daher ist es wichtig, auf ausreichenden und erholsamen Schlaf zu achten.
Früherkennung und Screening-Methoden von Diabetes aufgrund der Wechseljahre
Die Früherkennung von Diabetesrisiken ist besonders wichtig, da Prädiabetes oft symptomlos verläuft. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind für Frauen in den Wechseljahren daher sinnvoll. Der Nüchternblutzuckertest ist eine einfache Methode, um zu überprüfen, ob der Zuckerstoffwechsel gestört ist. Noch aussagekräftiger ist der HbA1c-Test, der den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der letzten zwei bis drei Monate anzeigt. Ein oraler Glukosetoleranztest (OGTT) kann bei Verdacht auf Insulinresistenz oder Prädiabetes durchgeführt werden. Dabei wird die Blutzuckerreaktion auf eine definierte Zuckermenge untersucht. Ergänzend sollte das Lipidprofil überprüft werden, da hohe Cholesterin- und Triglyzerid(Blutfett-)-werte oft mit Insulinresistenz einhergehen. Neben diesen labormedizinischen Tests ist es wichtig, auch den Körperfettanteil und die Fettverteilung im Auge zu behalten. Ein hoher Taillenumfang deutet auf viszerales Fett hin, das ein wichtiger Risikofaktor für Diabetes ist. Frauenärzte oder Hausärzte können darüber hinaus den Hormonstatus überwachen, um Zusammenhänge zwischen den Wechseljahren und Stoffwechselveränderungen besser zu verstehen.