Früher hatte ich so gut wie nie Erkältungen und war froh, dass ich maximal einmal pro Jahr mit Husten, Schnupfen oder Halsweh zu tun hatte. Mein Immunsystem hat großartige Arbeit geleistet – und natürlich hab ich für mich in Anspruch genommen, nicht unschuldig daran zu sein. Ausreichend Bewegung, gute Ernährung, etwas Abhärtung durch Wechselduschen etc. bildete ich mir ein, hätten mir dieses stabile Immunsystem beschert. Und jeder Artikel, den ich zum Thema Immunsystem las, gab mir recht. Wann genau es begann, dass ich auf einmal öfter mit Erkältung & Co zu tun hatte, kann ich gar nicht genau sagen. Was ich aber genau weiß: es nervte mich unendlich, wenn ich Richtung Herbst und Winter quasi die Uhr danach stellen konnte, dass mich ein Infekt erwischte und mir die typischen Erkältungssymptome wie Husten, Schnupfen, Halsschmerzen häufig den goldenen Herbst vermiesten und im weiteren Verlauf den Winter inkl. Skiurlaub oder sonstige Aktivitäten beeinträchtigte. Lange Zeit war es mir ein Rätsel, warum ich mich auf einmal nicht mehr auf meine körpereigene Abwehr verlassen konnte, obwohl ich doch rein gar nichts geändert hatte.
Wechseljahre und Erkältungssaison
Irgendwann kam mir der entscheidende Gedanke: nicht ich hatte mich verändert, sondern mit dem Beginn der Wechseljahre hatte sich so einiges verändert – vielleicht auch mein Immunsystem? Hatten meine gefühlt ständigen Erkältungen und die Wechseljahre etwas miteinander zu tun? So richtig vorstellen konnte ich mir das zwar nicht, aber ich begab mich auf die Recherche. Und ich staunte nicht schlecht, wie eng Wechseljahre und Immunsystem zusammenhängen und wie viele Einflussfaktoren für eine erhöhte Infektanfälligkeit im Klimakterium es gibt:
Hormonhaushalt der Wechseljahre und erhöhte Infektanfälligkeit
Die Wechseljahre bringen bekanntermaßen hormonelle Schwankungen mit sich, die tatsächlich auch das Immunsystem beeinflussen können. So spielt z.B. das Östrogen eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung einer starken Immunabwehr, insbesondere bei der Regulation von Entzündungsreaktionen. Der während des Klimakteriums sinkende Östrogenspiegel kann die
Immunantwort des Körpers dann schwächen, weil sich während dieses Prozesses das Verhältnis von Immunzellen zueinander verändert. Das wiederum kann bedeuten, dass zum Beispiel natürliche Killerzellen, die vor Viren schützen sollen, in ihrer Aktivität beeinträchtigt werden, was das Risiko von Infektionen erhöht. Auch um die Schleimhäute in den Atemwegen (z.B. die Nasenschleimhaut) feucht und widerstandsfähig zu halten, ist das Östrogen wichtig und so wundert es nicht, dass mit Abnahme dieses Hormons die Schleimhäute trockener und damit anfälliger für Viren und Bakterien werden, was Infektionen wie z.B. eine Erkältung in den Wechseljahren begünstigen kann. Das zweite wichtige Hormon im Hinblick auf die körpereigene Abwehr ist das Progesteron, da es ebenfalls an der Regulierung der Immunantwort beteiligt ist. So führt der Progesteron-Rückgang während der Wechseljahre nicht nur zu einer weniger effektiven Abwehr, sondern ein Mangel an Progesteron kann zusätzlich zu einer Zunahme von Entzündungsprozessen im Körper führen, was die Anfälligkeit für Infekte ebenfalls erhöht. Während der Wechseljahre kann es zu Trockenheit und anderen Hautproblemen kommen, was diese physikalische erste Barriere für Bakterien, Viren und Pilze durchlässiger für Eindringlinge machen kann.
Mir wurde also klar: Ein ausgeglichenes Hormonmilieu ist offensichtlich entscheidend für ein funktionierendes Immunsystem. Und da das hormonelle Gleichgewicht in den Wechseljahren gestört ist, kann dies durchaus eine erhöhte Infektanfälligkeit für viele unterschiedliche Erkrankungen wie Erkältung, Bronchitis oder Sinusitis, Blasenentzündung oder auch z.B. Entzündungen des Zahnfleischs bedeuten.
Weitere Faktoren für vermehrte Infekte während der Wechseljahre
Natürlich wusste ich, dass die Hormonumstellung mit ihren vielen Symptomen der Wechseljahre Wurzel allen Übels ist. Dass diese Umstellung aber mit ihren weitreichenden Symptomen meine Abwehr – wie beim Dominoprinzip – auch in indirekter Weise schwächt, wurde mir allerdings erst nach und nach bewusst. Darum möchte ich auch auf die Effekte der Wechseljahressymptome auf das Immunsystem kurz eingehen:
Schlechter Schlaf: Dass viele Frauen in den Wechseljahren unter Schlafstörungen leiden, die durch nächtliche Hitzewallungen oder allgemeine hormonelle Schwankungen verursacht werden, ist wohl kein Geheimnis. Und dass zu wenig Schlaf das Immunsystem schwächen und die Anfälligkeit für Infekte erhöhen kann wohl auch nicht.
Stress und Stimmungsschwankungen: Schneller reizbar und gestresst oder auch traurig zu sein dürfte wohl nahezu jeder Frau als Begleiterscheinung der Wechseljahre bekannt vorkommen. Kein Wunder, denn die hormonellen Veränderungen führen nicht nur zu unerklärliche Stimmungsschwankungen, sondern bringen häufig auch eine erhöhte Stressanfälligkeit mit sich. Und was weiß Frau über chronischen Stress? Genau: Er ist Gift für das Immunsystem und damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, sich mit Erkältungsviren & Co anzustecken.
Körperliche Aktivität: In meinem Freundeskreis habe ich festgestellt, dass die Wechseljahre bei einigen meiner Freundinnen zu einer ziemlichen Veränderung des Lebensstils geführt haben. Irgendwie ein Teufelskreis, denn weil sie sich in ihrer Haut nicht wohlfühlen, sind sie weniger aktiv – gerade im Hinblick auf Bewegung. Dadurch fühlen sich dann noch unwohler. Dabei ist körperliche Aktivität ja nicht nur wichtig für das eigene Wohlbefinden und die eigene Fitness, sondern ganz besonders auch für ein intaktes Immunsystem, was wiederum entscheidend dafür ist, auch in Erklärungszeiten gesund zu bleiben.
Diese Zusammenhänge zwischen den hormonellen Veränderungen sowie den eh schon nervigen Symptomen der Wechseljahre und meinen auf einmal häufiger werdenden Erkältungen hat mich zwar überrascht, mir aber auch verdeutlicht, dass ich dieser Situation nicht hilflos ausgeliefert bin. Ich kann etwas tun und meinen Lebensstil aus Bewegung und Ernährung vielleicht noch etwas optimieren, aber insbesondere an meinem Stressmanagement und meiner Schlafqualität arbeiten, um mein Immunsystem in dieser Lebensphase zu stärken und das Risiko für Erkältungen in Herbst und Winter zu verringern.
Hier meine Tipps und Hausmittel zur Stärkung des Immunsystems in den Wechseljahren.