Eine Vielzahl unterschiedlicher Symptome in den Wechseljahren machen diese besondere Zeit auch zu einer besonderen Herausforderung. Die weitreichende Hormonumstellung im Klimakterium bedeutet für viele Frauen nicht nur den Kampf gegen klassische Wechseljahresbeschwerden wie Schlafstörungen, nervöse Unruhe, Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen oder Schweißausbrüche, sondern bringt auch erhebliche körperliche Veränderungen mit sich. Unter anderem können diese das unangenehme, weitverbreitete Menopausen-Symptom Blasenschwäche bzw. Inkontinenz nach sich ziehen, das schätzungsweise über ein Drittel aller Frauen im Klimakterium betrifft* und das dennoch eines der Tabuthemen der Wechseljahre ist. Zwar durchaus verständlich, da eine Schwäche der Blase im Allgemeinen schambehaftet ist, andererseits schränkt eine nicht behandelte Inkontinenz das Leben von Frauen unnötig ein, obwohl es – insbesondere bei Blasenschwäche während der Wechseljahre – wirkungsvolle Hilfe gibt. Für Probleme mit der Blase in der Menopause muss sich keine Frau schämen und sollte dem Thema Blasenschwäche daher offen begegnen, um die eigene Lebensqualität nicht mehr als nötig davon beeinträchtigen zu lassen.
* Bei einer repräsentativen Umfrage unter Frauen in der Bundesrepublik Deutschland fand Elvie, eine Frauentechnologiemarke aus Großbritannien, heraus, dass zwei von fünf Frauen (40 %) der 45 bis 54-Jährigen unter einer schwachen Blase leiden. Mehr als jede Dritte (37 %) in dieser Altersgruppe spricht mit niemandem darüber.
Wie kommt es zur Blasenschwäche in den Wechseljahren?
Aufgrund der Hormonveränderung ist Blasenschwäche ein häufiger Begleiter in den Wechseljahren. Diese durch die Wechseljahre bedingte Inkontinenz hängt in erster Linie mit ungünstigen Auswirkungen auf die Blase und den Beckenboden zusammen, die auf den Rückgang der weiblichen Hormone Östrogen sowie Gestagen zurückzuführen sind. Verschiedene daraus resultierende Folgeerscheinungen, die häufig zu einer Blasenschwäche führen, können daraufhin auftreten:
Höhere Infektionsgefahr für Blase und Harnröhre
Durch das Absenken des Hormonspiegels reagiert der weibliche Körper u.a. sensibler auf verschiedene Reizstoffe im Urin, was einen gesteigerten Harndrang auslösen kann. Wenn häufiger Harndrang zusammen mit Schmerzen beim Wasserlassen auftritt, ist ein Harnwegsinfekt als Ursache wahrscheinlich und insbesondere in den Wechseljahren erhöht sich die Gefahr einer wiederkehrenden Blasenentzündung leider deutlich. Damit sich aus häufigen Entzündungen der Blase keine Harninkontinenz entwickelt, ist es besonders wichtig, jeden Harnwegsinfekt sorgsam auszukurieren. Zudem führt der verringerte Östrogenspiegel dazu, dass der pH-Wert im weiblichen Genitalbereich steigt und die Schleimhäute schlechter durchblutet werden. Das wiederum hat zur Folge, dass sie dünner, trockener und weniger elastisch und dadurch auch empfindlicher sind. Krankheitserreger und Keime können sich so leichter festsetzen und es steigt die Gefahr, an Blasenentzündungen bzw. Harnwegsinfekten zu erkranken. Häufige Infektionen der Blase und Harnwege können dann zu einer dauerhaften Blasenschwäche führen. Die Natur hält zur Behandlung unkomplizierter Harnwegsinfekte eine Brandbreite von Optionen (z.B. Präparate mit Bärentraubenblättern oder Kombinationen aus Goldrute, Orthosiphon und Hauhechel) bereit.
Geschwächte Beckenbodenmuskulatur
Der Hormonmangel an Östrogen und Gestagen hat auch Auswirkungen auf die Muskulatur von Schließmuskel, Beckenboden sowie auf das Bindegewebe. Sind diese wichtigen Muskeln geschwächt und verlieren so ihre stützende Funktion, kann es zu einer leichten Senkung von Blase und Gebärmutter kommen. Dies begünstigt deshalb eine Blasenschwäche, weil es zu einer Krümmung der Harnröhre kommt, was den Blasenschließmuskel stärker belastet. Dauerhaft kann dieser der höheren Belastung dann nicht standhalten und es kommt zu einer Inkontinenz.
Da Östrogen zudem auch für die Regulierung des Schließdrucks am Blasenschließmuskel mit zuständig ist, führt ein entsprechender Hormonmangel zu einer Verminderung der Leistungsfähigkeit des Schließmuskels, was ebenfalls dazu führen kann, dass ungewollt Urin austritt. Es sei klar gesagt: Eine Blasenschwäche in den Wechseljahren ist keine Ausnahme. Mit einer geeigneten Therapie und der Integration von Maßnahmen in den Alltag lässt sich eine schwache Blase aber in der Regel gut in den Griff bekommen bzw. heilen.
Wie äußert sich eine Blasenschwäche?
Auch wenn die Frage auf den ersten Blick leicht zu beantworten scheint, sollte man wissen, dass es durchaus unterschiedliche Arten der Harninkontinenz gibt, die sich entsprechend auch durch unterschiedliche Symptome der schwachen Blase bemerkbar machen. Dazu die nachfolgende Übersicht.
Dranginkontinenz
Kommt es zu plötzlichem und unerwartetem Harndrang, sodass es häufiger sogar vorkommt, nicht rechtzeitig eine Toilette erreichen zu können, handelt es sich vermutlich um eine Dranginkontinenz. Diese tritt häufig auch in Verbindung mit einer Reizblase (auch überaktive Blase genannt) auf. Die Blase gibt dann schon zu früh das Signal, sie wäre voll und es kommt zum Austritt von Harn.
Nykturie (nächtlicher Harndrang)
Wer nachts häufig aufwacht und Harndrang verspürt, leidet an Nykturie. Nicht nur, dass diese spezielle Form der Inkontinenz einem den wichtigen Schlaf raubt, auch wenn man nicht schnell genug wach wird, um rechtzeitig zur Toilette zu kommen, lassen sich die unangenehmen Folgen vorstellen. Nykturie gilt als eine Alterserscheinung, kann aber auch auf andere Ursachen zurückzuführen sein.
Belastungsinkontinenz oder Stressinkontinenz
Wenn beim Husten, Niesen oder Lachen sowie beim schweren Heben ungewollt einige Tropfen Harn abgehen, spricht man von einer Belastungs- oder Stressinkontinenz. Ursache hierfür ist nicht nur ein Mangel an Östrogen, sondern die mit dem Alter ohnehin schwächer werdende Muskulatur des Beckenbodens bzw. des Bandapparates im Beckenbereich.
Zur Beruhigung sei erwähnt, dass es für alle vorgenannten Formen der Blasenschwäche Behandlungsmöglichkeiten gibt, die nachhaltig helfen. Für eine gesicherte Diagnose sowie bestmögliche Verbesserung oder Heilung sollten in jedem Fall eines Verdachts aber unbedingt Hausarzt/In, Gynäkologe/In oder Urologe/In konsultiert werden.
Was hilft bei Blasenschwäche in der Wechseljahren?
Zuerst einmal ist es beruhigend zu wissen, dass Frauen nicht nur selbst etwas tun können, um eine bestehende Harninkontinenz im Klimakterium zu lindern, sondern dass es auch Tipps und Möglichkeiten gibt, wie man einer Blasenschwäche vorbeugen bzw. das Risiko einer schwachen Blase verringern kann:
- Übergewicht vermeiden, da das Gewicht stark auf die Blase drückt und den Beckenboden unnötig belastet.
- Gesunde Lebensweise, da Sport und gesunde Ernährung Muskulatur und Widerstandskraft stärken. Besonders gut für den Beckenboden: Kontraktionsübungen, Radfahren, Walken, Schwimmen, Yoga (Joggen ist übrigens eher kontraproduktiv, da es den Beckenboden belastet).
- Gezieltes Beckenbodentraining, weil es sich problemlos auch in den Alltag integrieren lässt und weil es gezielt die Muskelgruppe stärkt, die gut trainiert vor Inkontinenz schützt.
- Blasentraining, um die Blase beim Toilettengang weder zu unter- noch zu überfordern. Heißt: die Blase nicht zu häufig entleeren und eher noch mal ein paar Minuten warten, da zu häufiges Urinieren dazu führt, dass schon bei kleinen Mengen in der Blase ein starker Harndrang ausgelöst wird. Es gilt hier ein gesundes Maß der Mitte zu finden.
Natürlich bietet auch die Medizin Hilfe. So gibt es beispielweise pflanzliche Arzneimittel bei Blasenproblemen in den Wechseljahren und auch Hormonpräparate (auch Phytohormone) können zur Linderung von Beschwerden z.B. als Zäpfchen lokal angewendet werden, wobei berücksichtigt werden sollte, dass Hormon- und Hormonersatztherapien im Verdacht stehen, die Entstehung bestimmter Krebsarten zu begünstigen. Welche Möglichkeiten zur Vorbeugung oder Behandlung einer Blasenschwäche im Einzelfall die jeweils richtige Wahl ist, sollte im Gespräch mit einem Arzt / einer Ärztin des Vertrauens erörtert werden.