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Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen in den Wechseljahren – die unterschätzte Gefahr

Im Laufe eines gesunden Lebens schlägt ein Herz in etwa 8 Milliarden mal und ist Motor für unseren Blutkreislauf. Treten Störungen in diesem fein abgestimmten, komplexen System – im Herzen oder in den Blutgefäßen – auf, werden die Vielzahl möglicher Störungen unter der Bezeichnung Herz-Kreislauf- Erkrankungen zusammengefasst, die als häufigste Todesursache in Deutschland gelten. Noch immer herrscht in vielen Köpfen die Meinung, dass Herzinfarkte & Co. eher Männer als Frauen (be)treffen. Dies stimmt leider so nicht. Im Jahr 2022 waren Herz Kreislauf-Erkrankungen häufigste Todesursache auch bei Frauen. Und obwohl koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, Hypertonie und Herzinfarkt zu einer signifikanten Anzahl von Todesfällen bei Frauen führen, wird die Gefahr von den Frauen selbst noch immer unterschätzt. Darum gilt es, Frauen für die Risiken – insbesondere im Zusammenhang mit den Wechseljahren an Herz- Kreislauf-Problemen zu erkranken – zu sensibilisieren. Denn die hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren stellen Frauenherzen vor eine große Herausforderung und können die Risikokonstellation für Herz und Gefäße deutlich verschärfen.

Warum steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den Wechseljahren?

Tatsächlich hängen Erkrankungen des Herzkreislaufsystems bei Frauen eng mit den Wechseljahren zusammen und während des Klimakteriums treten häufig Anzeichen insbesondere von Bluthochdruck auf. Aber woher kommt das? Sorgt das weibliche Geschlechtshormon Östrogen bis zum Beginn der Wechseljahre noch für einen recht sicheren Schutz vor z.B. gefährlichen Veränderungen der Blutgefäße bei Frauen, hat dies spätestens mit dem stetig sinkenden Östrogenspiegel und gleichzeitigen Anstieg des Hormons Testosteron ein Ende. Die Einflüsse der Wechseljahre auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit sind dabei vielfältig. Ein großes Risiko birgt der bereits erwähnte Bluthochdruck. Kommen Frauen in die Wechseljahre, verdoppelt sich ihr Risiko, Bluthochdruck zu entwickeln, weil mit sinkendem Östrogenspiegel die Elastizität der Gefäße, der damit verbundene blutdrucksenkende Effekt und so der Schutz vor gefährlichen Herz-Kreislauf Erkrankungen Schritt für Schritt abnimmt. Gleichzeitig steigt der Testosteronspiegel, was unter anderem dazu führt, dass Frauen verstärkt sogenanntes Bauchfett einlagern, das selbst Hormone produziert, die den Blutdruck steigen lassen. Aus vorgenannten Gründen treten Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen gehäuft erst zumeist während und nach der Menopause auf.

In welchem Alter kommt es zu Erkrankungen von Herz und Kreislauf bei Frauen?

Mit Eintritt in das Klimakterium kann es durch den Abfall des Östrogens zu spürbaren Symptomen für wechseljahresbedingten Bluthochdruck kommen wie plötzlich steigender Puls, Herzstolpern, Kopfschmerzen sowie deutlich rascherer Ermüdung bei körperlicher Anstrengung. Untersuchungen hierzu haben ergeben, dass es scheinbar auch einen Zusammenhang gibt zwischen dem Alter, in dem Frauen in die Wechseljahre kommen und dem Risiko an erhöhtem Blutdruck und dessen Folgen zu erkranken. Bei etwa jeder 10. Frau beginnen die Wechseljahre – abweichend vom Durchschnittsalter von ca. 51 Jahren – bereits im Alter von 45 Jahren oder früher. Eine vorzeitige (vor dem 40. Lebensjahr) oder frühe Menopause (vor dem 45. Lebensjahr) erhöht einer Metaanalyse zufolge das Risiko für Herz- Kreislauferkrankungen. So wurde bei einem Einsetzen der Menopause vor dem 45. Lebensjahr ein um relativ 50 Prozent erhöhtes Risiko für koronare Herzkrankheiten im Vergleich zu Frauen mit späterer Menopause ermittelt und auch das Schlaganfallrisiko war bei frühem Eintritt in die Wechseljahre erhöht. Frauen haben übrigens vor den Wechseljahren deutlich weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Männer im vergleichbaren Alter, nach den Wechseljahren allerdings eher mehr. Statistiken der Deutschen Herzstiftung zeigen, dass Frauen aufgrund der hormonellen Schutzmechanismen in der Regel etwa 10 Jahre später als Männer von Herzkrankheiten betroffen sind. Insgesamt versterben aber deutlich mehr Frauen als Männer an Herzkrankheiten, wenn man auch die Todesfälle bei Herzklappenerkrankungen, Herzschwäche und Rhythmusstörungen berücksichtigt. Grund genug, das Risiko von Herz- und Kreislauferkrankungen durch die Wechseljahre sehr ernst zu nehmen.

Symptome und Herz-Kreislauf-Probleme vor, im und nach dem Klimakterium

Das weibliche Geschlechtshormon Östrogen wirkt sich positiv auf die Blutgefäße aus, indem es diese weitet und damit belastbarer macht. So kann das Blut ungehindert fließen. Das erklärt, warum Frauen in jüngeren Jahren während ihrer geschlechtsreifen Phase eher an Kreislaufproblemen aufgrund eines zu niedrigen, als eines zu hohen Blutdrucks leiden. Diesem Umstand ist es wohl auch geschuldet, dass Frauen fälschlicherweise ihr Leben lang als weniger gefährdet für Herzerkrankungen gelten als Männer. Zu niedriger Blutdruck kann sich zwar auf die Leistungsfähigkeit und möglicherweise auch auf die Psyche auswirken sowie – ähnlich wie auch zu hoher Blutdruck – Schwindel hervorrufen, allerdings gilt zu niedriger Blutdruck als vergleichsweise ungefährlich.

Schwere Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sind fast immer auf zu hohen Blutdruck zurückzuführen. Nachfolgend als kleine Übersicht einige Symptome und Erkrankungen, die – neben Schweißausbrüchen, Herzrasen oder innerer Unruhe – auf verschiedene Probleme des Herz-Kreislauf- Systems hinweisen können:

  • Häufige Müdigkeit und schnelles Ermüden bei körperlichen Belastungen (Herzinsuffizienz)
  • Dauerhafte Atemnot oder Atemnot bei Anstrengung
  • Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme)
  • Schmerzen beim Gehen oder in den Beinen, Wundheilungsstörungen (Durchblutungsstörungen)
  • Plötzlich z.B. anschwellendes Bein (Thrombose)
  • Schmerzen in der Brust, im linken Oberarm, im Oberbauch oder im Kieferbereich (drohender Herzinfarkt)
  • Übelkeit, starkes Schwitzen und Todesangst (drohender Herzinfarkt)
  • Plötzlicher Verlust von Sprache, Sehfähigkeit oder andere Wahrnehmungsstörungen, halbseitige oder vollständige Lähmung von Körperpartien und starke Schwindelgefühle (Schlaganfall)

Herzinfarkt-Symptome bei Frauen und Männern unterscheiden sich

Im Hinblick auf z.B. ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt in den Wechseljahren und während sowie nach der Menopause sollten sich Frauen unbedingt mit den möglichen Anzeichen auseinandersetzen. Diese können sich nämlich deutlich von den im Allgemeinen bei Männern bekannten Symptomen unterscheiden, da sie bei Frauen sehr viel diffuser und weniger offensichtlich ausfallen können. Symptome für einen Herzinfarkt bei Frauen können u.a. sein: Atemnot, Ziehen in den Armen, Müdigkeit, Angstzustände, Schweißausbrüche oder auch Schmerzen in Oberbauch oder Rücken, die häufig nicht als mögliche Vorboten eines Herzinfarkts erkannt werden, was wiederum bedeuten kann, dass auch die nötige Hilfe nicht rechtzeitig erfolgen kann.
Anhand dieser Liste wird deutlich, dass es für Frauen besonders wichtig ist, sich mit den möglicherweise geschlechtsspezifischen Symptomen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie deren möglicher Auswirkungen, auseinanderzusetzen. Allzu häufig schreiten diese Erkrankungen ansonsten unbemerkt fort. Und das ist gefährlich. Insbesondere chronisch zu hoher Blutdruck kann zu einer Reihe von schweren Folge-Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems führen, die unerkannt bzw. unbehandelt im schlimmsten Fall tödlich enden können.

Weitere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch die Wechseljahre

Bei vielen Frauen gehören Schlafstörungen zu den typischen Beschwerden der Wechseljahre. Ist ein erholsamer Schlaf über einen längeren Zeitraum jedoch nicht gewährleistet, verursacht dies Stress und wichtige Stoffwechselprozesse werden gestört. Das wiederum wirkt sich negativ auf die Gesundheit des Herzens sowie der Gefäße aus, was letztlich das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung deutlich erhöht. Ein gesunder Schlaf hingegen wirkt wie ein Medikament: Während der Nachtruhe erholt sich der Körper, die Stoffwechselprozesse wie Fett- und Zuckerstoffwechsel werden reguliert, das Immunsystem wird gestärkt und auch der Blutdruck wird in dieser Ruhephase langfristig konstant gehalten. Betroffene Frauen sollten Schlafprobleme nicht verharmlosen bzw. als gegeben hinnehmen oder sie z.B. allein auf ihren häufig streng getakteten Alltag mit Beruf und Familie schieben. Aufgrund des erhöhten Gesundheitsrisikos und um ernsthaften Folgeerkrankungen vorzubeugen, muss es – zusammen mit einer Ärztin oder einem Arzt – das erklärte Ziel sein, eine Besserung des Schlafes zu erreichen.

Wie kann Frau Herz-/Kreislaufbeschwerden durch die Wechseljahre vorbeugen?

Lebensweise, Ernährung und Achtsamkeit sowie Eigenverantwortung sind auch zur Vorbeugung von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems in den Wechseljahren wichtige Faktoren. Hier einige Tipps:

Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen

Frauen sollten, ebenso wie Männer natürlich auch, ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Vorsorgeuntersuchungen ab 40 Jahren (bei familiärer Vorbelastung auch früher) regelmäßig checken lassen. Ab 35 Jahren wird dies alle 3 Jahre von der Krankenkasse übernommen und kann durch die Hausarztpraxis erfolgen.

Regelmäßig bewegen

Wer täglich rund zehn Minuten zügig spazieren geht, reduziert sein Risiko für Herzkreislauferkrankungen und Diabetes um 20 Prozent. Schon nach sechs bis acht Wochen ist mit einem deutlich verbesserten Muskelstoffwechsel, einer erhöhten Elastizität der Gefäße und einer verbesserten Herzfunktion zu rechnen. Auch Ausdauersportarten wie zum Beispiel Nordic-Walking, Wandern, Radfahren und Schwimmen sind gut für Herz und Kreislauf.

Ausreichender und guter Schlaf

Wie bereits oben beschrieben, hat ein erholsamer, guter Schlaf eine große Bedeutung für die Gesundheit von Herz und Kreislauf, da viele wichtige Regenerationsprozesse unseres Körpers quasi „im Schlaf“ erledigt werden. Ist der Schlaf aber gestört, kann dies ernste gesundheitliche Folgen haben.

Übergewicht vermeiden

Wer sich an Regeln wie viel frisches Gemüse und zuckerarmes Obst (fünf Handvoll pro Tag), Fisch anstelle von Fleisch, viel vegetarische Kost, hochwertige Öle statt billiger Fette, ballaststoffreiche Vollkornprodukte statt Weißmehlprodukten, Hülsenfrüchte und Nüsse sowie Zuckerkonsum reduzieren hält, ernährt sich nicht nur ausgewogen und gesund, sondern vermeidet auch den Risikofaktor Übergewicht. Denn Übergewicht kann Bluthochdruck und Diabetes, Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen oder gar einen Herzinfarkt begünstigen, da es zu Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen kommen kann.

Nicht rauchen

Schon eine Zigarette pro Tag erhöht das Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln. Denn Rauchen schädigt die Blutgefäße und fördert die Gefäßverkalkung. Dadurch können
Durchblutungsstörungen im Bereich von Armen und Beinen, ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall auftreten.

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