Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme, Falten – Frauen in den Wechseljahren müssen mit einigem fertig werden und so manche Herausforderung meistern. Aber es kommt noch schlimmer. Als ob das alles noch nicht reichen würde, leiden viele in dieser Zeit auch noch unter Haarausfall. Und das kann für die Betroffenen verständlicherweise eine große psychische Belastung sein. Aber was führt eigentlich dazu, dass wir in den Wechseljahren mehr Haare verlieren? Und müssen wir uns damit einfach abfinden? Oder gibt es irgendetwas, womit wir den Haarverlust stoppen können?
Die meisten wundern sich erst einmal, dass plötzlich viel mehr Haare als normal in der Bürste hängen bleiben. Bis man es im Spiegel sieht, dass die Haare tatsächlich dünner werden, dauert es jedoch meistens recht lange. Denn glücklicherweise haben wir viele Haare. Die genaue Anzahl schwankt von Frau zu Frau, aber es sind ungefähr 100.000. Und es ist auch ganz normal, dass wir täglich Haare verlieren. Normalerweise haben unsere Haare eine Lebensdauer von sechs Jahren. Deshalb ist es auch völlig unproblematisch, wenn wir täglich bis zu 100 Haare verlieren. Erst wenn es deutlich mehr werden oder sich sogar kahle Stellen bilden, spricht man von Haarausfall (medizinisch: Alopezie). Und erst wenn dieser Prozess über längere Zeit anhält, macht sich der Haarausfall auch optisch bemerkbar.
Haarausfall in den Wechseljahren ist weitaus verbreiteter als man denken möchte. Studien zeigen, dass ungefähr die Hälfte aller Frauen in dieser Zeit wahrnehmen, dass sie mehr Haare verlieren beziehungsweise dass diese dünner werden. Und die meisten Frauen leiden darunter. Schließlich wünschen wir uns alle volles kräftiges Haar und fühlen uns weniger attraktiv, wenn unsere Haare dünner werden. Erschwerend kommt noch hinzu, dass sich der wechseljahresbedingte Haarausfall meistens ausgerechnet im Bereich des Scheitels bemerkbar macht. Also genau da, wo der Haarverlust für jeden besonders gut sichtbar ist.
Sind wirklich die Wechseljahre für den Haarausfall verantwortlich?
Nicht nur Frauen verlieren mit zunehmendem Alter mehr Haare. Auch Männer bekommen über die Jahre immer dünneres Haar. Viele bekommen sogar schon in recht jungen Jahren eine Glatze. Daran sind wir gewöhnt, und das empfinden wir auch als ganz normal. Auch wenn der eine oder andere Mann sicherlich genauso wie wir Frauen unter seinem dünner werdenden Haar leidet. Und da ist es für viele Männer oft nur ein geringer Trost, dass dies vor allem am Testosteron liegt. Grundsätzlich altert unser Körper mit all seinen Zellen. Und auch unsere Haarfollikel bleiben davon nicht verschont. Es ist also ganz normal, dass unsere Haar mit den Jahren dünner werden. In den Wechseljahren kommt jedoch noch die Hormonumstellung hinzu, die diesen Prozess oft noch beschleunigt oder verschärft.
Der Grund dafür ist – wie bei den Männern auch – ein Testosteronüberschuss. Genauer gesagt handelt es sich bei uns Frauen um einen relativen Überschuss des männlichen Sexualhormons. Denn auch schon vor der Menopause produziert unser Körper Testosteron, natürlich in viel geringeren Mengen als bei Männern. Die Testosteronproduktion bleibt zwar in den Wechseljahren konstant, aber wenn nun plötzlich die Östrogenproduktion sinkt, verschiebt sich das Verhältnis zugunsten des Testosterons. Das verursacht so manche Beschwerden. Unter anderem kann es eben auch zu Haarausfall kommen, weil sich durch den niedrigeren Östrogenspiegel die Wachstumsphase unserer Haare verkürzt.
Kann man den Haarausfall stoppen?
Verständlicherweise machen sich viele Frauen große Sorgen, wenn sie plötzlich immer mehr Haare verlieren. Auch wenn es zu Beginn meist noch nicht sichtbar ist, fragen sich dennoch viele, wo das Ganze denn enden soll. Denn wenn der Scheitel zu breit wird, lässt sich der Haarausfall irgendwann eben nicht mehr kaschieren. Und die Vorstellung, eine Glatze zu bekommen oder vielleicht eine Perücke tragen zu müssen, ist für die meisten Frauen sicherlich eine Horrorvorstellung. Deshalb machen sich viele Frauen Gedanken, ob sich der wechseljahresbedingte Haarausfall irgendwie stoppen lässt. Die erste gute Nachricht lautet: Bei vielen Frauen hört der Haarausfall nach den Wechseljahren von alleine auf.
Die zweite gute Nachricht lautet: Haarausfall wird nicht nur durch die Hormonumstellung in den Wechseljahren beeinflusst, sondern auch noch durch viele andere Faktoren, auf die wir selbst Einfluss haben. Denn wenn unserem Körper beispielsweise wichtige Nährstoffe wie Vitamine oder Mineralstoffe fehlen, oder wenn wir aggressive Haarpflegemittel verwenden, trägt dies noch zusätzlich zum Haarverlust bei. Studien haben außerdem gezeigt, dass genetische Faktoren und auch Übergewicht beim Haarverlust eine Rolle spielen. Frauen mit einem BMI (Gewicht/Größe in m2) über 25 leiden vor allem in der Postmenopause (also in der Phase nach der letzten Menstruation) häufiger unter Haarausfall als schlanke Frauen.
Was kann ich selbst gegen den Haarverlust tun?
Meist sind die Ursachen für den Haarausfall multifaktoriell, das heißt, es gibt verschiedene Ursachen, die alle dazu beitragen, dass sich unsere Haare nicht mehr so wohl fühlen. Deshalb macht es Sinn, erst einmal seine Lebensgewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen und zu schauen, was genau unseren Haaren das Leben schwer macht. Und wir können tatsächlich viel selbst tun, um unsere Haare bestmöglich zu unterstützen:
- Ausgewogen ernähren: Unser Körper kann nur einwandfrei funktionieren, wenn er alle Nährstoffe bekommt, die er benötigt. Das gilt natürlich auch für unsere Haare. Unter anderem brauchen sie die Vitamine A, B, C und D sowie die Mineralstoffe Zink, Eisen, Kupfer, Magnesium, Kalzium und Silizium. Mit einer vollwertigen pflanzenbasierten Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Nüssen, Samen, Kräutern und Vollkornprodukten, ergänzt durch wenige tierische Lebensmittel, liefern wir unseren Haaren alle Nährstoffe, die für ein gesundes Wachstum notwendig sind. Außerdem beugen wir so einer Gewichtszunahme vor und halten unseren BMI in einem gesunden Rahmen. Dies wirkt sich nicht nur auf unsere Haare positiv aus, sondern beispielsweise auch auf unseren Cholesterinspiegel.
- Mikronährstoffe ergänzen: Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe werden auch als Mikronährstoffe bezeichnet. Manchmal schaffen wir es nicht, alle für ein gesundes Haarwachstum erforderlichen Mikronährstoffe mit der Nahrung zu uns zu nehmen. Dann kann es sinnvoll sein, diese Nährstoffe in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu sich zu nehmen. Man sollte zuvor allerdings seinen Mineralstoff- und Vitaminstatus bei seiner Ärztin/seinem Arzt oder Heilpraktiker/in überprüfen lassen. Denn bei manchen Mikronährstoffen kann ein Zuviel auch schädlich sein.
- Haarpflegemittel überprüfen: Viele Pflegemittel wie beispielsweise chemische Haarfarben enthalten Substanzen, die unsere Kopfhaut reizen und somit nicht gerade zu einem gesunden Haarwuchs beitragen. Deshalb sollten wir nun alle Pflegemittel, die mit unserer Kopfhaut in Berührung kommen, auf den Prüfstand stellen. So hilft es vielen Frauen, auf zertifizierte Naturkosmetik umzustellen. Auch bei Haarfarben gibt es pflanzliche Alternativen, die in der Regel allerdings häufiger angewandt werden müssen und nicht für jede gewünschte Haarfarbe geeignet sind. Vielleicht ist der Haarverlust für die eine oder andere ja sogar ein willkommener Anlass, ganz aufs Färben zu verzichten. Das ist nicht nur für die Kopfhaut und die Gesundheit gut, sondern spart auch jede Menge Zeit und Geld.
- Die Kopfhaut pflegen: Aus dem Bereich der Naturheilkunde gibt es so manches Mittel, das gegen Haarausfall helfen soll. Nicht bei allen Hausmitteln ist die Wirksamkeit wissenschaftlich belegt. Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass diese Mittel wirkungslos sind. Ihre Wirksamkeit leitet sich aus der Heilerfahrung unserer Vorfahren ab, die ihr Wissen von Generation zu Generation weiter gegeben haben. Da es bei diesen Mitteln kaum Nebenwirkungen gibt, kann sich ein Versuch durchaus lohnen. Besonders bewährt haben sich Mittel, die die Durchblutung der Kopfhaut fördern. Dazu gehört Rosmarin (in Form eines Öls) und Brennnessel (in Form eines Haarwassers). Für das Rosmarinöl liegt sogar eine Studie aus dem Jahr 2015 vor. Diese Mittel müssen allerdings regelmäßig angewandt werden, damit sich der Erfolg einstellen kann.
Am erfolgversprechendsten ist es sicherlich, dem Haarausfall ganzheitlich den Kampf anzusagen. Das bedeutet, dass man die Kopfhaut nicht nur von außen, sondern auch von innen pflegen und alles vermeiden sollte, was der Kopfhaut schadet. So macht es Sinn, unseren Körper nicht nur mit einer gesunden Ernährung mit allen Nährstoffen zu versorgen, die er braucht, sondern gleichzeitig auch ein entsprechendes Haarwasser anzuwenden und seine Haarpflegemittel auf den Prüfstand zu stellen. Auf diese Weise tragen wir nicht nur dazu bei, dass es unseren Haaren besser geht, sondern sorgen auch dafür, dass wir besser durch die Wechseljahre kommen und trotz zunehmendem Alter gesund und fit bleiben.
Wenn trotz all dieser Maßnahmen der Haarausfall weiter anhält oder wenn er zu einer zu großen psychischen Belastung wird, sollte man mit seiner Ärztin/seinem Arzt oder auch seiner Heilpraktikerin/seinem Heilpraktiker sprechen und sich entsprechend beraten lassen. Denn die Gründe für Haarausfall sind sehr vielfältig. Und wenn die oben genannten Mittel versagen, sind eventuell noch weitere Untersuchungen sinnvoll, um der Ursache auf die Spur zu kommen und so dem Haarausfall gezielt entgegen zu wirken.