Schwangerschaft in den Wechseljahren?
Ein Thema, das für die meisten Frauen oft gar keines ist. Und das nicht etwa, weil ihre Familienplanung bereits abgeschlossen ist, sondern weil häufig davon ausgegangen wird, dass eine Schwangerschaft während der Wechseljahre ausgeschlossen ist. Es ist zwar richtig, dass während der Wechseljahre die Östrogen- und Progesteronwerte stetig sinken, eine Schwangerschaft schließt das während des Klimakteriums aber nicht aus. Im Umkehrschluss heißt das: Frauen, die das Risiko Mutter zu werden sicher ausschließen möchten, müssen weiter verhüten.
Wie lange kann es zu einer natürlichen Schwangerschaft kommen?
Grundsätzlich gilt: solange eine Frau Blutungen hat, kann sie auch schwanger werden. Ab wann eine Schwangerschaft nicht mehr möglich ist, lässt sich zeitlich nicht mit Altersangaben o.ä. eingrenzen. Fest steht aber, dass eine Frau rund 35 Jahre lang in der Lage ist, schwanger zu werden. Abhängig vom Beginn der fruchtbaren Lebensphase, errechnet sich also im Groben auch ihr Ende. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass es noch zu einer natürlichen Schwangerschaft innerhalb der Wechseljahre kommen kann, lässt sich zwar durch bestimmte Hormontests in etwa bestimmen, 100%ige Sicherheit gibt es aber selbst damit nicht. Die Dauer der Fruchtbarkeit ist so individuell wie z.B. auch Beginn und Dauer der Wechseljahre. Diese können sich bereits ab dem 40. Lebensjahr ankündigen. Wie lange das Klimakterium dann dauert bzw. wann oder ob sich typische Symptome der Wechseljahre bemerkbar machen, ist sehr unterschiedlich. Mit der Menopause (dem Zeitpunkt der letzten Regelblutung) enden die Wechseljahre. Bis zu diesem Zeitpunkt ist eine Schwangerschaft möglich, wenn auch mit zunehmendem Alter eher selten.
So liegt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft mit ca. 40 Jahren nur noch im unteren einstelligen Prozentbereich pro Menstruationszyklus und verringert sich im Verlauf der Wechseljahre immer weiter. Das liegt zum einen an der abnehmenden Zahl der Eizellen, zum anderen aber auch an ihrer abnehmenden Qualität, welche das Risiko einer Fehlgeburt erhöht. Zumeist ereignet sich diese jedoch so früh, dass sie von den Frauen als verspätete Regelblutung eingeordnet und gar nicht als das frühe Ende einer Schwangerschaft erkannt wird. Die Chance während der Wechseljahre schwanger zu werden bzw. auch zu bleiben, reduziert sich aufgrund der vorgenannten Umstände zwar enorm, unmöglich ist es aber nicht.
Schwanger in den Wechseljahren – wieso geht das?
Die Wechseljahre bedeuten nicht automatisch unfruchtbar zu sein. Grundsätzlich sind auch während der Wechseljahre Eizellen vorhanden, die theoretisch befruchtet werden könnten. Zwar kommt es während des Klimakteriums zu oft monatelangem Ausbleiben der Periode oder diese wird unregelmäßiger, aber wenn Regelblutungen auftreten, heißt es nichts anderes, als dass im Eierstock noch Eizellen vorhanden sind. Es kann also wieder zu einem normalen Zyklus mit Eisprung kommen. Solange also – wenn auch unregelmäßig – immer mal wieder Blutungen auftreten, besteht auch weiter die Möglichkeit, schwanger zu werden. Im Jahr 2020 waren in Deutschland 5,9 Prozent der Mütter mit Neugeborenen über 40 Jahre. Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zwischen 45 und 49 Jahren liegt immerhin noch bei etwa 5 Prozent. Ab 50 Jahren sinkt sie dann gegen Null.
Verhütung auch in den Wechseljahren nötig
Solange es noch zu Zyklusblutungen kommt, ist es schwierig, den Zeitpunkt der Menopause zu erkennen. Das funktioniert nur im Nachhinein. Deshalb sollte selbst nach mehrmonatigem Ausfall der Regel mindestens noch ein Jahr lang verhütet werden, um auf Nummer sicher zu gehen. Denn erst mit Erreichen der Menopause (12 Monate nach der letzten Regelblutung) können Frauen sicher sein, ohne Verhütung nicht mehr schwanger werden zu können. Welche Verhütungsmethode die richtige während der Wechseljahre ist, sollte mit dem Gynäkologen besprochen werden. Bis zu welchem Zeitpunkt z.B. die Einnahme der Pille als Verhütungsmittel sinnvoll ist, ist von Fall zu Fall unterschiedlich und ihre Verwendung sollte darum genau überlegt werden. Einerseits kann sie die Beschwerden und Symptome während der Wechseljahre mildern, andererseits steigt mit der Einnahme der Pille in höherem Alter das Risiko an Herz-Kreislauf-Problemen oder einer Thrombose zu erkranken. Nahezu risikofrei sind hingegen östrogenfreie Antibabypillen und hormonhaltige Spiralen. Beide sind auch zur Vermeidung starker Regelblutungen hilfreich, die in dieser Lebensphase häufig auftreten können. Weitere Methoden, die in den Wechseljahren gute Alternativen zur Pille bieten, sind Kupferspirale oder -kette sowie das Kondom.
Schwanger in den Wechseljahren – was nun?
In den Wechseljahren schwanger zu werden ist eine besondere Situation, die neben Überraschung und Freude auf der einen Seite, auch Ängste und Sorgen mit sich bringen kann. Für einige Frauen bedeutet die Nachricht einer ungeplanten Schwangerschaft in den Wechseljahren erst einmal Stress und sie beschäftigen sich mit Fragen wie: Bin ich zu alt für ein Kind? Habe ich noch ausreichend Kraft und Energie, um (noch einmal) Mutter zu werden? Wird das Kind gesund zur Welt kommen? Fragen, die jede Frau nur ganz persönlich für sich beantworten kann, die aber nur zum Teil mit dem Alter zu tun haben. Denn ob ein Kind gesund zur Welt kommen wird oder auch nicht, beschäftigt werdende Mütter aller Altersklassen sicher gleichermaßen. Hält man sich vor Augen, dass bereits eine Schwangerschaft mit 35 Jahren als Risikoschwangerschaft gilt, relativieren sich diese Sorgen ein wenig. Aber natürlich steigen die Risiken mit zunehmenden Alter, etwa was Fehlgeburten oder Erkrankungen des Kindes betrifft. Dem entgegen steht die wirklich weit entwickelte Medizin. Und auch die zumeist sehr gute Konstitution der Frauen heutzutage, lässt auch in höherem Alter noch gesunde Schwangerschaften und Geburten zu. So gibt es etwa Mütter, die ihr gesundes Kind noch im Alter von 53 Jahren zur Welt gebracht haben.
Eine späte Schwangerschaft in den Wechseljahren ist also nicht nur Grund für schwere Gedanken. Ob unerwartet oder erhofft schwanger im Klimakterium: Für manche Frauen kann dies auch die letzte Chance sein, sich ihren – vielleicht erstmaligen – Kinderwunsch zu erfüllen. Gerade in Zeiten, in denen Frauen längere Ausbildungen durchlaufen oder nach einem Studium in die Arbeitswelt eintreten und berufliche Ziele verfolgen, verschiebt sich der Zeitpunkt der Mutterschaft bei vielen Frauen ohnehin nach hinten. Mit dem reichen Schatz an Lebenserfahrung kann das Mutterwerden in den Wechseljahren die Möglichkeit eröffnen, die Mutterschaft auf ganz besondere Art und Weise gelassener zu erleben. Etliche Frauen sehen der Aufgabe und Rolle als Mutter im fortgeschrittenen Alter daher auch mit Freude entgegen.
Medizinisch gesehen spricht in den meisten Fällen nichts gegen eine Schwangerschaft – auch weil in höherem Alter eine engmaschigere ärztliche Betreuung von Mutter und Kind gewährleistet ist. In jedem Fall einer Schwangerschaft während der Wechseljahre gibt es viele Möglichkeiten (Gynäkologe, unterschiedliche Institutionen), sich über das Für und Wider in Bezug auf die ganz persönliche Situation – gerade auch im Hinblick auf mögliche medizinische Risiken – fachlich beraten zu lassen.