Heute widmen wir uns einem Thema, das oft im Flüsterton besprochen wird, aber dennoch unsere volle Aufmerksamkeit verdient: Die richtige Intimpflege in den Wechseljahren. Denn neben den zahlreichen Veränderungen, die diese besondere Zeit mit sich bringt, verändert sich auch die Scheidenflora und somit die erforderliche Intimpflege.
Eines der häufigsten Probleme, das mit der veränderten Scheidenflora einhergeht, ist Scheidentrockenheit. Schätzungen zufolge leidet etwa jede 2. Frau* in den Wechseljahren daran. Was Sie vielleicht erst einmal erschreckt, möchten wir als Ermutigung für Sie aussprechen, denn: Sie sind keinesfalls alleine! Und es kommt noch besser: Mit den richtigen Maßnahmen können Sie Ihrem weiblichen Mittelpunkt liebevoll unter die Arme greifen, um auch diese Strapazen der Wechseljahre entspannt zu meistern.
*https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Sexuelle-Stoerungen-bei-Frauen-Hormonpraeparate-sind-eine-Option-257137.html
In diesem Beitrag tauchen wir gemeinsam ein in die Welt der Scheidenflora. Wir erklären Ihnen, weshalb es besonders in der “zweiten Pubertät“ oft zu Veränderungen dieses sensiblen Milieus kommt und was Sie tun können, um Ihre intime beste Freundin in dieser Zeit optimal zu pflegen.
Warum verändert sich die Scheidenflora in den Wechseljahren und welche Auswirkungen kann das mit sich bringen?
In jungen Jahren, wenn der Östrogenspiegel seine Glanzzeiten erlebt, ist die Schleimhaut der Vagina mit einer klaren, dünnen Schleimschicht überzogen. Diese natürliche Feuchtigkeit ist die Grundlage einer gesunden Scheidenflora, denn hier tummeln sich etwa 100 Millionen Milchsäurebakterien, die das Gleichgewicht der Vagina aufrechterhalten. Der vorherrschende pH-Wert von 3,8 bis 4,5 ist ideal für die freundlichen Scheidenbewohner – hier fühlen sie sich pudelwohl. Unerwünschte Erreger mögen dieses saure Milieu jedoch nicht so gerne und gehen oft daran zugrunde. Somit schützt die natürliche Feuchtigkeit der Vagina vor Infektionen und sorgt für ein gesundes Gleichgewicht der “guten” und “bösen” Scheidenbewohner.
Wenn nun während der Wechseljahre der Östrogenspiegel sinkt, verändert sich dadurch das Gewebe im Intimbereich. Es wird sensibler und die Schleimhaut der Vagina dünner und trockener. Wie sie nun gelernt haben, ist die vorherrschende Feuchtigkeit die Grundlage der guten Milchsäurebakterien und schützt die Vagina vor Infektionen. Durch die zunehmende Trockenheit können sich nun Krankheitserreger besser vermehren, was Irritationen und Infektionen der Vagina begünstigt. Deshalb ist gerade in den Wechseljahren die richtige Intimpflege essentiell, um Ihrer besten Freundin zur Seite zu stehen.
Das sollten Sie vermeiden
Beginnen wir mit den Dingen, die Sie vermeiden sollten, um Ihren Intimbereich in den Wechseljahren bestmöglich zu versorgen. Dazu zählen:
Herkömmliche Reinigungsmittel
Konventionelle Seifen oder Waschlotionen können durch den abweichenden pH-Wert das natürliche Gleichgewicht Ihrer Scheidenbewohner stören. Darüber hinaus enthalten sie oft eine Menge fragwürdiger Substanzen, die die sensible Haut austrocknen und reizen können.
Duftstoffe und Alkohol
Ob in Feuchtigkeitslotionen, Binden oder sonstigen Hygiene- und Pflegemitteln: Synthetische Duftstoffe und Alkohol sind absolut tabu. Denn sie enthalten oft hautreizende Inhaltsstoffe, die Irritationen oder allergische Reaktionen auslösen können.
Tampons
Tampons enthalten meist nicht nur eine Menge Chemikalien, sondern saugen auch die Feuchtigkeit Ihrer Vagina auf und trocknen sie zusätzlich aus. Deshalb sollten Sie gerade in dieser Zeit Ihres Lebens auf Tampons verzichten und zu einer Alternativlösung übergehen. Unparfümierte Binden, Baumwoll-Slipleinlagen, Periodenunterwäsche oder die Menstruationstasse sind eine hervorragende Wahl.
Synthetische Unterwäsche und Periodenhygiene
Synthetische Unterwäsche oder Slipeinlagen können die Belüftung in Ihrem Intimbereich beeinträchtigen. Das sorgt für vermehrtes Schwitzen und einen Wärmestau, was die Ausbreitung schädlicher Bakterien und Pilze in Ihrer intimen Zone fördern kann. Gerade in den Wechseljahren, wo Scheidentrockenheit eine häufige Herausforderung ist, kann dadurch das Risiko für unangenehme Infektionen oder Irritationen steigen.
Enge Kleidung
Auch zu enge Kleidung führt zu einer schlechteren Belüftung und kann die Haut in Ihrem Intimbereich durch viel Reibung irritieren. Das kann Ihre Vulva reizen und Trockenheit verstärken. Mit locker sitzender, atmungsaktiver Kleidung genießen Sie nicht nur ein entspanntes Lebensgefühl und mehr Komfort, sondern bewahren auch Ihre weibliche Mitte vor unnötiger Irritation.
Das sollten Sie beachten
Kommen wir nun zu den Punkten, die wir Ihnen ans Herz legen möchten, um Ihrer intimen besten Freundin in diesen ungewohnten Zeiten bestmöglich unter die Arme zu greifen:
Waschen Sie Ihren Intimbereich vorwiegend mit warmem Wasser
Vor allem bei der Intimpflege heißt es: Weniger ist mehr. Denn das sensible Gleichgewicht Ihrer Vagina kann schnell aus dem Ruder geraten. Deshalb empfehlen wir Ihnen, Ihre Vagina einmal pro Tag sanft mit angenehm warmem Wasser zu waschen. Das tötet alle unerwünschten Bakterien ab und sorgt für ein frisches, gereinigtes Gefühl. Verwenden Sie dafür einen frischen Waschlappen, den Sie nach jeder Verwendung wechseln und anschließend bei 60 Grad waschen.
Verwenden Sie ausschließlich milde Seife
Wollen Sie bei der Reinigung Ihres Intimbereichs jedoch nicht auf Seife verzichten, so verwenden Sie eine milde, naturbelassene Seife. Sie sollte an den pH-Wert der Scheidenflora angepasst und bestenfalls mit Milchsäurebakterien versetzt sein. Solche Seifen können Sie verwenden, um Ihre äußeren Genitalien sanft zu reinigen. Den inneren Bereich ihrer Intimzone, also die Vagina, können Sie jedoch getrost sich selbst überlassen. Waschen Sie ihn weder mit Wasser noch mit Seife, denn das kann das sensible Gleichgewicht Ihrer Scheidenflora schnell durcheinander bringen.
Verwenden Sie eine feuchtigkeitsspendende Intimcreme oder hochwertige Öle
Ob nach dem Duschen oder als Teil ihres täglichen Morgenrituals: Versorgen Sie Ihren Intimbereich zusätzlich mit Feuchtigkeit, sollte er sich zu trocken anfühlen. Hier ist es besonders wichtig, auf spezielle Intimpflegecremes zu achten, die für das zarte Scheidenmilieu geeignet sind. Auch hochwertige Öle wie Kokosöl können ein wertvoller Begleiter sein.
Greifen Sie zu Gleitmittel
Sollten Sie aufgrund von Scheidentrockenheit Schmerzen beim Sex oder der Masturbation verspüren, so greifen Sie zu einem milden Gleitgel oder einer Gleitcreme. Auch hier eignet sich Kokosöl hervorragend. Somit sorgen Sie für ein angenehmeres Gefühl bei intimen Einheiten und schützen sich vor Rissen und Infektionen. Achten Sie jedoch auf die Wahl Ihres Gleitmittels: Farb- und Duftstoffe, wärmende oder kribbelnde Elemente mögen vielleicht verlockend klingen, können aber das empfindliche Milieu ihres intimen Mittelpunkts durchaus beeinträchtigen.
Tragen Sie Baumwollunterwäsche
Unterwäsche aus Baumwolle ist nicht nur in dieser Phase Ihres Lebens ratsam, doch gerade jetzt sollten Sie verstärkt Wert darauf legen. Warum? Baumwolle lässt Ihre beste Freundin atmen und hilft dabei, ihren Feuchtigkeitshaushalt zu regulieren. Zudem ist sie besonders hautfreundlich und sorgt für weniger Irritationen durch Reibung. Wechseln Sie Ihre Baumwollunterwäsche täglich und waschen Sie sie bei 60 Grad.
Fazit
In den Wechseljahren mag sich vieles in Ihrem Leben verändern, doch eines bleibt nach wie vor konstant und wichtig: Die liebevolle Pflege Ihres Intimbereichs. Und obwohl auch hier einige ungewohnte Veränderungen auf Sie zukommen, so lassen sie sich meist mit einfachen Maßnahmen in den Griff bekommen.
Doch denken Sie daran: Es geht nicht nur um die äußere Pflege. Denn genauso wichtig ist die intensive und fürsorgliche Pflege Ihrer Innenwelt. Gerade in den Wechseljahren werden Sie mit neuen Herausforderungen konfrontiert und vieles verändert sich. Nehmen Sie sich Zeit, Ihren Körper zu verstehen und die vielen Veränderungen als Teil Ihres Lebens zu akzeptieren. Und vor allem: Begegnen Sie sich selbst mit Liebe. Denn die verdienen Sie mehr als alles andere!