Wenn von Wechseljahresbeschwerden die Rede ist, denken wir erst einmal an Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen oder Schlaflosigkeit. Aber auch unser äußeres Erscheinungsbild verändert sich mit der Hormonumstellung: Unsere Haut wird trockener, faltiger und verliert an Elastizität. Manche Frauen leiden sogar unter Akne und fühlen sich in ihre Pubertät zurückversetzt. Dabei wissen viele Frauen gar nicht, dass diese Hautveränderungen auch mit ihrem sinkenden Östrogenspiegel zusammenhängen. Doch wie kommt es überhaupt dazu? Und was noch viel wichtiger ist: Können wir irgendetwas dagegen tun?
Ich weiß nicht, ob es etwas mit dem Alter zu tun hat oder mit der zunehmenden Verbreitung von Instagram, Facebook und Co. Aber bei mir melden sich zur Zeit vermehrt Menschen aus längst vergangenen Zeiten. Das reicht von „Kannst Du Dich noch erinnern, wir haben zusammen studiert?“ (Selbstverständlich, ich bin ja nicht dement!) bis hin zu „Wie konnten wir uns nur aus den Augen verlieren, wir müssen uns unbedingt treffen.“ (Nein, müssen wir nicht!). Manche Bekanntschaften aus fernen Zeiten lasse ich gerne dort ruhen, wo sie hingehören, nämlich in der Vergangenheit. Manchmal freue ich mich aber auch richtig, einen Kontakt aufzufrischen und zu hören, was aus diesen Menschen, die einmal Teil meines Lebens waren, geworden ist.
So habe ich mich vor Kurzem mit einer ehemaligen Studienkollegin getroffen, die ich seit ziemlich genau 30 (!!!) Jahren nicht mehr gesehen hatte. Es war schön, in alten Zeiten zu schwelgen und über die gleichen Witze zu lachen, die wir schon damals komisch fanden. Doch dieses Treffen hat mir auch schonungslos den Spiegel vorgehalten. Wir sind ja jeden Tag mit uns selbst zusammen und können uns so langsam an unser älter werdendes Ich mit immer mehr grauen Haaren, Falten und schlaffer Haut gewöhnen, das uns täglich ungeschminkt im Spiegel begegnet. Wenn uns dann aber plötzlich eine alte Frau gegenübersteht, die in unserer Erinnerung all die Jahre gleich jung geblieben ist, staunen wir erst einmal nicht schlecht. Und es ist ein etwas unangenehmer Moment, wenn uns dann bewusst wird, dass wir genauso alt sind wie unser Gegenüber und auch an uns die Zeit nicht spurlos vorübergegangen ist.
Unsere Haut prägt unser Erscheinungsbild
Unsere Haut hat eine Fläche von 2 m2 und prägt unser Erscheinungsbild entscheidend. Sie hat wesentlichen Einfluss darauf, ob wir alt oder jung, müde oder fit, gesund oder krank wirken. Natürlich wünschen wir uns alle ein strahlendes Aussehen mit einer glatten, straffen Haut und einer gesunden Gesichtsfarbe. Aber leider arbeitet die Zeit gegen uns, und unsere Haut wird mit zunehmendem Alter immer faltiger, schlaffer und auch trockener. Kein anderes Organ spiegelt so deutlich unser Alter wider wie unsere Haut. Das betrifft alle Menschen, auch wenn sich viele Männer darüber nicht so viele Gedanken machen. Bei uns Frauen haben die Veränderungen der Haut jedoch nicht nur mit dem Alterungsprozess, sondern auch mit unserem sinkenden Östrogenspiegel zu tun.
Vor den Wechseljahren sorgen Östrogene unter anderem dafür, dass sich die Schleimhaut in unserer Gebärmutter jeden Monat aufbaut, was Voraussetzung für eine Schwangerschaft ist. In den Wechseljahren fährt unser Körper die Östrogenproduktion dann herunter. Und das hat auch starke Auswirkungen auf unsere Haut: Durch den niedrigeren Östrogenspiegel wird weniger Feuchtigkeit in unserer Haut gebunden, es wird weniger Kollagen produziert, die Talgproduktion wird beeinflusst, und unsere Haut wird schlechter durchblutet. Laut der Vichy-Studie, bei der über 1000 Frauen befragt wurden, leiden 62 % der Frauen in den Wechseljahren am Verlust der Festigkeit beziehungsweise Straffheit ihrer Haut, 57 % beklagen, dass ihre Falten sichtbarer werden und 53 % merken, dass ihre Haut trockener wird.
Jede Frau steckt in einer anderen Haut
Dabei ist nicht jede Frau gleich stark von diesem Phänomen betroffen. Während die eine schon mit Mitte 40 unter der Verschlechterung ihres Hautbilds leidet, sehen andere Frauen auch mit über 50 noch blendend aus und könnten glatt als zehn Jahre jünger durchgehen. Das liegt zum einen an der Veranlagung, denn auch schon vor den Wechseljahren hat jede Frau eine ganz individuelle Haut. So fand ich es immer erstaunlich, dass es Frauen gibt, die jeden Tag duschen können, ohne sich danach eincremen zu müssen. Das wäre für mich undenkbar. Meine Haut ist so trocken, dass ich mich nach dem Duschen – wirklich jedem Duschen – gründlich einölen muss, damit meine Haut nicht ganz entsetzlich juckt.
Darüber hinaus hängt der Zustand unserer Haut, auch in den Wechseljahren, stark von unserem Lebensstil ab. Die Hormonumstellung, die unser Körper in dieser Zeit bewerkstelligen muss, verlangt ihm einiges ab. Auch die Erneuerung der Hautzellen wird mit zunehmendem Alter langsamer. Was unsere jüngere Haut locker weggesteckt hat, wird in den Wechseljahren für sie zunehmend zur Herausforderung. Irgendwelche Störfaktoren, beispielsweise in Form von Junk Food oder einer durchzechten Nacht, kann sie jetzt nicht gebrauchen. Denn unsere Haut leidet, wenn wir ihr nicht alles geben, was sie braucht. Deshalb sollten wir gerade jetzt in den Wechseljahren gut zu ihr sein und sie hegen und pflegen. So geht es unserer Haut gut, und wir bewahren uns einen strahlenden Teint:
Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit reichlich frischem Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Kräutern und Nüssen unterstützt unsere Haut optimal. So nehmen wir ausreichend Antioxidantien zu uns, die der Hautalterung entgegenwirken. Aber auch Vitamine, die unserer Haut gut tun, sind in diesen Lebensmitteln reichlich enthalten. So wirkt beispielsweise Vitamin C nicht nur antioxidativ, sondern ist auch an der Bildung von Kollagen beteiligt, das uns eine straffe Haut beschwert. Omega 3-Fettsäuren, die in fettem Fisch, Leinsamen oder auch Nüssen enthalten sind, wirken entzündungshemmend und pflegen unsere Haut quasi von innen. Darüber hinaus sollten wir auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten und reichlich Wasser trinken.
Schadstoffe meiden: Wir sollten aber nicht nur dafür sorgen, dass unsere Haut mit allem versorgt wird, was sie braucht. Gleichzeitig sollten wir auch alles vermeiden, was ihr schadet. Dazu gehört beispielsweise das Rauchen oder auch übermäßiger Alkoholkonsum. Auch Zusatzstoffe, die reichlich in Fertigprodukten enthalten sind, schaden unserer Haut. Und dann ist da noch der Zucker. Er ist Gift für unseren Körper und auch für unsere Haut. Das kann man prima bei Pubertierenden – und teilweise auch bei Frauen in den Wechseljahren – beobachten, die häufig nach hohem Zuckerkonsum regelrecht „aufblühen“.
Sonnenbäder meiden: Sonne tut uns gut und verleiht unserer Haut einen gesunden Teint. Aber es kommt auf das richtige Maß an. Denn zu viel Sonne bedeutet Stress für unsere Haut und schadet ihr nachhaltig. Nicht nur das Hautkrebsrisiko steigt, auch unsere Falten nehmen zu, wenn wir zu lange und zu häufig in der Sonne sind. Wie lange wir in der Sonne sein können, ohne Schaden zu nehmen, hängt von unserem Hauttyp ab. Generell gilt: Weniger ist mehr. Wenn wir nicht vermeiden können, dass wir der Sonne länger ausgesetzt sind, sollten wir unbedingt einen passenden Hautschutz auftragen.
Die richtige Hautpflege: Es gibt viele Hautpflegeserien, die speziell für Frauen in den Wechseljahren entwickelt wurden. Grundsätzlich gilt, dass die Hautcreme jetzt ruhig nahrhafter und reichhaltiger sein darf. Um Hautirritationen zu vermeiden, lohnt es sich, auf zertifizierte Naturkosmetik zurückzugreifen, da diese nur natürliche Stoffe enthält und frei von Paraffinen, Silikonen und synthetischen Duft- und Farbstoffen ist.
Ausreichend Bewegung: Sport und Bewegung haben ähnlich großen Einfluss auf unseren Körper und unsere Gesundheit wie gesunde Ernährung. Auch unsere Haut profitiert davon, wenn wir regelmäßig Sport reiben. Wenn wir uns bewegen, wird unsere Haut besser durchblutet, was für einen gesunden Teint sorgt. Außerdem reduziert Sport oxidativen Stress und wirkt so dem Alterungsprozess der Haut entgegen. Wenn wir nach dem Sport nur lauwarm oder sogar kalt duschen, regen wir die Durchblutung der Haut noch zusätzlich an und verhindern ein zu starkes Austrocknen.
Ausreichend Schlaf: Während wir schlafen, laufen in unserem Körper zahlreiche Regenerationsprozesse ab – auch in unserer Haut. Nicht umsonst reden wir häufig vom „Schönheitsschlaf“. Deshalb sollten wir gerade in den Wechseljahren darauf achten, dass wir ausreichend Schlaf bekommen. Davon profitiert nicht nur unsere Haut, sondern unser ganzer Körper.
Stress reduzieren: Stress ist quasi der Gegenspieler von Bewegung und gesundem Schlaf. Wenn wir häufig Stress ausgesetzt sind, produziert unser Körper das Stresshormon Cortisol. Unser Körper wird in Alarmbereitschaft versetzt, wodurch sich auch die Durchblutung unserer Haut verschlechtert. Denn nun muss sich unser Körper auf „fight and flight“ konzentrieren, also all seine Energie auf die Flucht beziehungsweise den Kampf verwenden. Dies führt wiederum dazu, dass unsere Haut schneller altert.
Und dann brauchen wir jetzt noch etwas ganz dringend: mehr Gelassenheit und Akzeptanz. Denn auch wenn wir einiges dazu beitragen können, dass unsere Haut gesund bleibt und somit auch strahlender und jünger aussieht, können wir den Alterungsprozess unseres Körpers und unserer Haut nicht ganz verhindern. Früher oder später bekommen wir doch Falten und das ist auch gut so. Vielleicht gelingt es uns ja, das Alter nicht als Feind, sondern als Freund zu betrachten. Denn schließlich zeigen all die Alterserscheinungen auch, dass wir bereits ein langes Leben hinter uns haben, viele glückliche Momente erleben und die eine oder andere Erfahrung machen durften. Und mit dem richtigen Lebensstil und einer ordentlichen Portion Gelassenheit können wir uns auch jenseits der 50 wohl in unserer Haut fühlen.
Ein toller und informativer Artikel , vielen Dank!