Für viele Frauen sind die (noch bevorstehenden) Wechseljahre ein schwieriges Thema, das sie am liebsten ignorieren. Es macht ihnen Angst, denn über diese Lebensphase der Frau existieren unendlich viele Vorurteile, und die meisten sind nicht gerade angenehm. Wie viel leichter wäre die erhebliche körperliche Umstellung, wenn Frauen offener darüber sprechen würden!
Wechseljahre – die Einstellung macht den Unterschied
Auch wenn für mich die Wechseljahre nicht der bedrohliche „Orkan“ waren, auf den mich andere Frauen mit teilweise angsterfülltem Blick vorbereiten wollten, so hatte ich an manchen Tagen trotzdem ziemlich darunter zu leiden. Erst im Laufe der Zeit stellte sich bei mir eine gewisse Entspannung und Akzeptanz des Geschehens ein. Wie bei allem im Leben beeinflusst unsere Einstellung zu den, die uns widerfahren, Ereignissen die Art und Weise, wie wir sie erleben. Wer von Haus aus mit einer positiven Grundeinstellung ausgestattet ist, kann auch die körperlichen und seelischen Veränderungen dieser Zeit leichter annehmen.
Lange bevor ich selbst in die Wechseljahre kam, war die Menopause bei meinen Freundinnen schon intensives Gesprächsthema. Meiner Meinung nach war ich gut auf das vorbereitet, was sich nun bald in meinem Körper verändern würde. Doch als meine Periode unregelmäßig wurde und ich die viel beschriebenen, oft gehassten Hitzewallungen tatsächlich bekam, war ich einigermaßen überrascht. Es sah so aus, als hätten mich die Wechseljahre jetzt auch erreicht – in meinen Gedanken lagen sie jedoch noch in weiter Ferne! Es dauerte ein paar Wochen, bis ich es meinen Freundinnen gleichtat und auch über meine eigenen Beschwerden sprach. Glücklicherweise litt ich nicht sehr stark unter Hitzewallungen, hatte aber andere Symptome, die ebenso unerfreulich sind. Meine Periode blieb nicht vom einen auf den anderen Tag aus. Stattdessen schlich sich die Regelblutung quasi aus. Es kam zu langen Pausen zwischen den einzelnen Blutungen, die selbst wiederum deutlich länger als gewohnt waren. Das belastete mich, denn die Blutungen waren mit ziehenden Schmerzen verbunden, außerdem benötigte ich mehr Hygieneprodukte. Nach etwa einem Jahr veränderte sich auch die Blutung. Sie wurde schwächer und ich bekam Schmierblutungen. Da ich mich als gut informierte, moderne Frau betrachtete, hatte ich mich natürlich auch darüber informiert. So dauerte es nicht lange, bis ich als Ursache der Blutungen eine gefährliche Erkrankung vermutete. Panik beschlich mich und ich suchte, erdrückt von großen Angstgefühlen, meine Frauenärztin auf. Glücklicherweise konnte sie mich beruhigen. Alles war normal und entsprach dem, was Frauen in meinem Alter in den Wechseljahren zu erwarten haben. Mit anderen Problemen, von denen oft berichtet wird, zum Beispiel Hautausschläge und Akne, hatte ich gar nichts zu tun. Im Gegenteil, meine Haut war frischer und jugendlicher als zuvor.
Psychologische Veränderungen wiegen oft schwerer als körperliche
Wenn man mich fragt, woran ich in dieser Zeit besonders schwer zu „knabbern“ hatte, so waren das vor allem die psychischen Veränderungen. Die hatte ich mir ganz anders vorgestellt und würde sie als einschneidend beschreiben. Aufgrund der Hormonumstellung befand ich mich häufig in einem Wechselbad der Gefühle. Sicher war ich in dieser Zeit eine recht große Belastung für Freunde und Familie, denn ich hatte schlechte Laune, war verschlossen und zugleich angriffslustiger, als man mich eigentlich kannte. Zudem litt ich in Abständen unter depressiven Verstimmungen, womit ich nicht wirklich gut umgehen konnte. Doch ich hatte das Glück, dass meine Frauenärztin auch für seelische Belange großes Verständnis aufbringt. Heute bin ich seelisch wieder im Gleichgewicht. Ich kann jeder Frau nur raten, bei starken psychischen Beschwerden unbedingt einen Arzt oder einen Psychologen aufzusuchen.
Meine Tipps für Frauen in den Wechseljahren
Wenn ich Frauen in den Wechseljahren einen Ratschlag geben könnte, so hieße der: Hört bitte nicht auf das, was andere Frauen über diese Lebensphase berichten und vergleicht euch nicht. Zum einen ist es meist sehr dramatisch und hilft kaum, zum anderen hat es wenig mit dem zu tun, was man selbst erlebt. Mich haben diese Beschreibungen eher verunsichert als genützt. Jede Frau ist anders, deshalb sind auch körperlichen Symptome sowie die Empfindungen in den Wechseljahren so individuell wie ein Fußabdruck. Ich habe das Glück, dass meine Frauenärztin eine sehr einfühlsame und zugleich erfahrene Medizinerin ist, die mich ernst nahm und unterschiedliche Lösungsansätze für meine Probleme aufzeigte. Beispielsweise riet sie immer davon ab, Hormone gegen Wechseljahresbeschwerden einzunehmen. Das begrüßte ich sehr. Natürlich kann es sein, dass eine Hormontherapie anderen Frauen hilft. Man muss das immer individuell abwägen.
Ist Sport in den Wechseljahren hilfreich?
Diese Frage muss ich eindeutig mit Ja beantworten. Zum einen ist der Besuch einer Sportgruppe ein wirksames Mittel gegen Isolation, zum anderen verschafft Sport ein besseres Körpergefühl. Ich war in dieser Zeit in Sachen Yoga und Pilates unterwegs. Mit beiden Sportarten hatte ich aber schon viele Jahre vorher begonnen. So fiel es mir nicht allzu schwer, am Ball zu bleiben. Sanftes Yoga kann sehr entspannend sein und gegen Bauchkrämpfe helfen. Gerade bei emotionaler Unausgeglichenheit ist Yoga zu empfehlen. Hatha-Yoga hält fit und entspannt zugleich. Es unterstützt darin, seine innere Mitte zu finden, und, was besonders schön ist, diese Yoga-Variante eignet sich auch für Anfänger. Alle Übungen werden sanft und langsam durchgeführt. Hatha-Yoga stärkt den Gleichgewichtssinn und reduziert Stress. Die Muskulatur wird kräftiger und flexibler, was Körpergefühl und Fitness verbessert. Andere Frauen schwören auf Walking, Schwimmen oder Laufen. Es lohnt sich, seinen inneren Schweinehund zu überwinden und auch dann Sport zu machen, wenn man eigentlich keine Lust dazu hat. Denn hat man sich erst einmal aufgerafft, geht es einem schon nach wenigen Minuten deutlich besser. Welcher Sport der richtige ist? Das muss jede Frau selbst ausprobieren.
Was haben mich die Wechseljahre gelehrt?
Irgendwann, wenn sich der Körper an den Östrogenmangel gewöhnt hat, lassen auch die Stimmungsschwankungen nach. Mit ca. 60 Jahren waren sie dann auch bei mir vorbei, die Wechseljahre. Viele Frauen berichten davon, nun gelassener zu sein. Auch mir ging es so. Allerdings denke ich, dass die Gelassenheit weniger mit der körperlichen Umstellung als mit dem Älterwerden an sich zu tun hat. Es ist vermutlich die Lebenserfahrung, dank der man viele Dinge, die früher echte „Aufreger“ waren, entspannter betrachtet. Die Jahre der großen körperlichen und seelischen Umstellung haben mich mental stärker gemacht. Doch erst dann, als ich weder Hitzewallungen noch Stimmungsschwankungen hatte, konnte ich akzeptieren, zu den Seniorinnen zu hören. Mich mit dem Alter abzufinden, war die schwierigste Prüfung überhaupt. Doch zum Fürchten sind die Wechseljahre trotzdem nicht. Es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis ich Oma werde. Und darauf freue ich mich riesig!