Die ersten warmen Sonnenstrahlen verkünden uns, dass der Frühling vor der Tür steht. Und damit auch die alljährliche Diät. Schließlich haben wir es uns über den Winter gut gehen lassen und merken jetzt, dass unsere Hosen spannen. Das fühlt sich gar nicht gut an, und wir wollen umgehend Abhilfe schaffen. Eine Diät muss her, die die Pfunde möglichst schnell purzeln lässt. Angebote gibt es in den Medien, vor allem in diversen Frauenzeitschriften, reichlich. Dabei machen Diäten nicht schlank, zumindest nicht langfristig. Häufig bewirken sie sogar genau das Gegenteil. Aber die gute Nachricht lautet: Auch ohne Diät können wir schlank und gesund sein, beziehungsweise bleiben. Wir sollten uns sogar ein für alle Mal von den Diäten verabschieden, wenn wir langfristig unser Wunschgewicht erreichen wollen.
Meine Freundin Klara ist schlecht gelaunt. Seit einer gefühlten Ewigkeit schimpft sie in einer Art Monolog vor sich hin. Ich muss nur zuhören, denn sie hat sich richtig in Rage geredet. Sie schimpft über ihren Ehemann (der „ihr nicht im Haushalt hilft“) über ihre Tochter (die „ihr ständig irgendwelche Frechheiten an den Kopf wirft“) und über ihre Kollegin (die „im gemeinsamen Projekt permanent klugscheißt, aber nicht wirklich arbeitet“).
Ich höre ihr geduldig zu. Und ich weiß auch, dass eigentlich alles gar nicht so schlimm ist. Normalerweise ist Klara ein fröhlicher und gut gelaunter Mensch. Und auch ihr Mann, ihre Tochter und selbst ihre Kollegin sind wirklich völlig in Ordnung, auch wenn sich das momentan ganz anders anhört. Da ich sie schon lange kenne, weiß ich, dass auch Klara das die meiste Zeit des Jahres so sieht. Aber es ist Frühling. Und ich vermute, dass sich meine Freundin, wie alle Jahre wieder, auf Diät gesetzt hat.
Unser Körper mag keine Diäten
Das zehrt an ihren – und an unser aller – Nerven. Als meine Freundin eine kurze Pause macht, nutze ich diese, um ihr eine Frage zu stellen: „Welche ist es dieses Mal?“ Verdutzt schaut sie mich mit großen Augen an, bevor sie begreift. Dann muss sie selbst lachen. „Du bist blöd!“ schleudert sie mir entgegen, bevor sie die Waffen streckt. „Du hast ja Recht. Schau mich an, ich muss mindestens fünf Kilo abnehmen.“ Und da sie weiß, was ich von Diäten halte, fügt sie noch hinzu: „Ich mache dieses Jahr auch kein Low Carb und auch kein Low Fat. Ich esse einfach weniger, ich mache ganz klassisch FdH.“
Jetzt wird mir einiges klar. Wenn ich meinen Körper auf FdH (= „Friss die Hälfte“) setze und ihm somit nur noch 50 Prozent dessen zukommen lasse, an was er gewöhnt ist, gefällt ihm dies verständlicherweise gar nicht. Je nachdem, wie ich mich davor ernährt habe, besteht auch durchaus die Gefahr, dass uns der ein oder andere wichtige Nährstoff fehlt. Denn ich reduziere auf diese Weise nicht nur die Makronährstoffe (also Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße) und somit Kalorien, sondern gleichermaßen auch Mikronährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe, die unser Körper braucht, um gesund zu bleiben und einwandfrei zu funktionieren. Und da kann man es durchaus verstehen, dass unser Körper „unwirsch“ reagiert.
Unser Körper reduziert unseren Energieverbrauch
Nicht nur FdH, sondern auch viele andere Diäten bergen die Gefahr, dass wir uns einseitig ernähren und nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden. Aber es gibt noch weitere Probleme. Wenn wir eine Diät machen und unsere Energiezufuhr drosseln, merkt das unser Körper. Er ist ja schließlich schlau und weiß oft besser als wir selbst, was wir brauchen. Eine eingeschränkte Energiezufuhr signalisiert unserem Körper, dass wir in einer Notlage sind. Gibt es vielleicht gerade eine Hungersnot? Dauert es vielleicht länger, bis Nachschub kommt?
Und unser fürsorglicher Körper reagiert auf diese Notlage vorbildlich: Er fährt unseren Energieverbrauch herunter. Er weiß ja nicht, wie lange diese vermeintliche Notlage andauern wird und will verhindern, dass wir zu schnell abmagern und unsere wertvollen Notreserven in Form von Fettpölsterchen verlieren. Dennoch nehmen wir mit Hilfe einer Diät, aufgrund der reduzierten Kalorienzufuhr, erst einmal ab. Zu Beginn relativ schnell und dann langsamer.
Willkommen im Teufelskreis des Jo-jo-Effekts
Soweit, so gut. Wenn wir nun aber wieder „normal“ essen, beginnen die Probleme. Unser Körper will nämlich dem Frieden nicht so recht trauen, wenn er plötzlich wieder die altgewohnte Kost erhält. Ist die Krise wirklich vorbei? Steht uns jetzt wieder dauerhaft ausreichend Nahrung zur Verfügung? Unser Körper ist erst einmal misstrauisch und fährt den Stoffwechsel nur langsam wieder nach oben. Das führt dann meistens dazu, dass wir schneller als uns lieb ist die ganzen mühsam abgearbeiteten Pfunde wieder auf den Rippen haben. Aber es kommt noch viel schlimmer: Wenn wir uns für die Abnehmerfolge mit der einen oder anderen Leckerei belohnen, nehmen wir oft noch mehr zu als wir zuvor mühevoll abgenommen hatten.
Dann sind wir im Teufelskreis des Jo-jo-Effekts angekommen. Wir geißeln uns für unsere mangelnde Disziplin und stürzen uns in die nächste Diät, mit dem gleichen zweifelhaften Erfolg wie zuvor. Viele Frauen (meistens sind es ja wir Frauen) haben bereits zahlreiche Diäten hinter sich und haben trotz dieser Diäten über die Jahre einfach nur stetig zugenommen. Für viele ist dieses sich immer wiederholende Erlebnis irgendwann so frustrierend, dass sie es einfach aufgeben, jemals ihr Wunschgewicht zu erreichen und sich fatalistisch damit abfinden, dass sie immer mehr zunehmen.
Es gibt nur eine Diät, die funktioniert
Die Lösung dafür, wie wir dauerhaft schlank werden oder bleiben können, liegt in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes „Diät“. Das Wort Diät kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Lebensführung beziehungsweise Lebensweise. Mit Diät ist also im Grunde genommen überhaupt nicht das gemeint, was wir heutzutage landläufig damit verbinden. Es geht eben nicht darum, kurzfristig seine Ernährungsweise zu verändern und sich unter das Diktat irgendwelcher mehr oder weniger sinnvollen Ernährungsregeln zu stellen. Es geht vielmehr darum, seine Lebensweise so zu gestalten, dass unser Körper alles bekommt, was er braucht und wir gesund bleiben.
Deshalb macht es keinen Sinn, kurzfristig auf Kohlenhydrate, auf Fett oder auf die Hälfte unserer Nahrungsmittel zu verzichten. Das ist weder gesund, noch können wir das langfristig durchhalten. Wenn wir merken, dass wir zu viele überschüssige Pfunde angesammelt haben, sollten wir uns deshalb zuerst einmal anschauen, woran das liegt. Haben wir beispielsweise über die Feiertage zu häufig in die Keksdose gegriffen? Haben wir aus Frust viel zu oft zu ungesunden Snacks gegriffen? Essen wir zu viel Fleisch, zu viel Fertigprodukte oder zu viel Weißmehl?
Wir Menschen sind Gewohnheitstiere
Außerdem müssen wir uns selbst klar machen, ob wir zu langfristigen Veränderungen bereit sind. Wenn wir uns beispielsweise bewusst gemacht haben, dass unsere Hose kneift, weil wir einfach zu viel Süßigkeiten essen, sollten wir uns die Frage stellen, ob wir dazu bereit sind, unseren Zuckerkonsum tatsächlich dauerhaft einzuschränken. Denn nur so können wir wirklich erfolgreich abnehmen und auch über die Diät hinaus schlank und gesund bleiben.
Das klingt erst einmal sehr banal und einfach. Das ist es jedoch keineswegs. Denn wir Menschen sind nun einmal Gewohnheitstiere. Und abnehmen bedeutet, uns von Gewohnheiten, die wir über Jahre oder manchmal sogar Jahrzehnte hinweg aufgebaut haben, zu verabschieden. Gleichzeitig müssen wir uns damit auseinandersetzten, neue Essgewohnheiten zu erlernen. Und genauso, wie es uns schwer fällt, alte Gewohnheiten abzulegen, fürchten wir uns häufig vor Neuem. Denn Neues ist immer mit Ungewissheit und Unsicherheit verbunden.
Wir brauchen eine langfristige Ernährungsumstellung
Aber wenn wir uns ernsthaft mit unserer Ernährungsweise auseinandersetzen und unsere Essgewohnheiten nach und nach umstellen, werden wir reichlich belohnt. Denn dann können wir uns getrost von allen Low Carb-, Low Fat- und sonstigen sinnlosen Diäten verabschieden. Wir müssen keine Regeln und keine Pläne befolgen. Denn dann wissen wir, was wirklich gesund ist, was uns wirklich gut tut und wie eine richtig gesunde Ernährungsweise aussieht. Und wenn wir uns mit gesunden Lebensmitteln ernähren, müssen wir keinen Verzicht üben. Wir können einfach soviel von ihnen essen, wie wir wollen.
Viele denken, dass ihnen gesunde Lebensmittel nicht schmecken und es fällt ihnen schwer, sich mit einer Ernährungsweise, die aus reichlich Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen, vollwertigem Getreide, ergänzt durch wenige oder gar keine tierische Produkte, anzufreunden. Vielleicht hilft dann der Gedanke, dass der Mensch auch bezüglich der Ernährung ein Gewohnheitstier ist. Dass es häufig kleine, aber konsequente Schritte in die richtige Richtung braucht, damit wir uns an etwas Neues gewöhnen. Dass wir dann aber diese neuen, gesunden Gewohnheiten genauso leben können, wie zuvor die ungesunden. Dabei müssen wir nicht alles auf einmal ändern. Die meisten von uns sind damit überfordert. Aber wichtig ist, dass wir überhaupt anfangen.
Jedes kleine Erfolgserlebnis motiviert
Und mit jedem kleinen Erfolgserlebnis werden wir merken, dass es uns besser geht. Dass wir uns besser fühlen, dass sich unsere Verdauung verbessert, und dass wir einfach fitter und wacher sind und besser gelaunt durch das Leben gehen. Und das wird für uns eine große Motivation sein. Eine Motivation, weiter zu gehen, auf unserem Weg in eine gesündere Zukunft, und den nächsten Schritt zu wagen. Dieser Weg dauert zugegebenermaßen länger als eine herkömmliche Diät aus einer gängigen Frauenzeitschrift. Aber er ist nachhaltig und führt zu langfristigem Erfolg.
Meine Freundin Klara hat ihre FdH-Diät übrigens abgebrochen. Wir schauen uns jetzt gerade gemeinsam an, was sie langfristig anders machen kann. Als erstes hat sie auf Softgetränke verzichtet. Sie hatte sich über die Jahre angewöhnt, nachmittags bei der Arbeit immer eine Cola zu trinken, um wach zu bleiben. Alleine damit hat sie schon ein Kilo abgenommen. Das war für sie eine große Motivation. Als nächstes will sie auf ihre abendliche Naschereien verzichten. Ich bin optimistisch, dass sie es schaffen wird!