Beim Netzschnüffeln – so möchte ich grad mal mein Surfen durch das Web unter dem Stichwort „Wechseljahre“ nennen, da es gleich noch um Wölfe und Schweine gehen wird – bin ich auf ein skurriles Thema gestoßen, das seit mehreren Jahrzehnten immer wieder diskutiert wird: die Synchronisation der Menstruation bei Frauen. Und da soll es auch einen Zusammenhang zum Thema Wechseljahren geben…
Aber mal ganz langsam von vorn. Das Phänomen der synchronen Menstruation (dabei geht es genauer gesagt um den synchronen Eisprung) besagt, dass sich der Zyklus von Frauen angleicht, die viel Zeit miteinander verbringen, sodass deren Periode relativ zeitgleich einsetzt. Also bei Arbeitskolleginnen, bei WG-Partnerinnen oder besten Freundinnen, die immer zusammen abhängen. Botenstoffe, die Pheromone genannt werden, sollen dafür verantwortlich sein. Sie werden anders als Hormone nicht über das Blut, sondern sozusagen über die Luft weiter gegeben. Wir befinden uns also mitten im Spielfeld der Geruchskommunikation. Die These: das Alphaweibchen in einer Rotte von Frauen gibt den Takt in Sachen Menstruation vor. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang ein Versuch aus den siebziger Jahren. Wattebäusche wurden mit dem Achselschweiß einer Alphafrau – also mit ihren Pheromonen – getränkt und den anderen Frauen mehrere Wochen lang unter die Nase gerieben. Eine andere Gruppe von Frauen bekam nur etwas Alkohol unter die Nase getupft. Das Ergebnis war eindeutig. Der Zyklus-Abstand der Teilnehmerinnen der ersten Gruppe hatte sich um einige Tage verkürzt und sich dem Zyklus der Alphafrau angenähert. In der anderen Gruppe blieben die Zyklen unverändert.
In der Tierwelt ist dieses Phänomen bekannt und überlebenswichtig. So sind im Wolfsrudel die Weibchen scheinträchtig, sobald die Alphahündin Junge trägt, um später bei der Aufzucht zu helfen. Die Leitbache in einer Wildschwein-Rotte synchronisiert die Aufnahmebereitschaft aller Schweinedamen, infolge dessen kommen alle Frischlinge der Sippe innerhalb eines Tages zur Welt. Zeitgleiche Eisprünge konnten Wissenschaftler auch bei Mäusen und Ratten nachweisen. So auch ein zeitgleiches Ausbleiben des Eisprungs.
Da wären wir also bei den Wechseljahren und wieder zurück bei uns Menschendamen. Folgendes Beispiel führen Befürworter der Synchron-These in Hinblick auf die Wechseljahre gern an: Eine Frau Anfang fünfzig lebte noch mit ihrer 17jährigen Tochter zusammen, hatte nur noch sehr unregelmäßig ihre Periode. Als die Tochter anfing die Pille zu nehmen, also den Eisprung chemisch verhinderte, endeten die Wechseljahre der Mutter endgültig.
Trotz dieses Beispiels und meiner tierischen Seitenblicke sei an dieser Stelle betont, dass es derzeit keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber gibt, dass der Zeitpunkt der Wechseljahre durch eine Synchronisation mit anderen Frauen beeinflusst wird. Aber das mal theoretisch zu Ende zu spinnen, macht schon Spaß. Die Vorstellung, in meiner Frauenrunde erst einmal das Alphatier zu bestimmen, um dann anschließend die Schweißfährte aufzunehmen … Ich errieche also unbewusst, dass das Ei der Freundin nicht mehr regelmäßig hüpft? Und das steckt dann auch noch an? Würde ja bedeuten, jeglichen Kontakt mit Freundinnen zu vermeiden, um möglichst spät in die Wechseljahre zu kommen. Ich würde mal sagen, meine Freundinnen sollen schön meine nicht synchronisierte Selbsthilfegruppe bleiben. Jede mit ihrem eigenen Eisprung oder eben auch nicht mehr und den eigenen Sorgen und Ratschlägen. Solltet Ihr allerdings synchrone Erfahrungen in diese Richtung gemacht haben, würde mich das natürlich so richtig brennend interessieren…
Es grüßt euch herzlich und völlig asynchron,
eure Lisa