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Wechseljahre sind auch für die Partnerschaft eine Herausforderung (Teil 2)

* Anmerkung der Redaktion: Diesem Beitrag sei vorweg geschickt, dass er sich auf die Frau/Mann Beziehung bezieht. Natürlich unterliegen auch gleichgeschlechtliche Beziehungen den Einflüssen der Wechseljahre, weil aber beide Partnerinnen den gleichen Wandel durchlaufen (wenn auch vielleicht nicht in gleicher Intensität), ist das Augenmerk hier auf heterosexuelle Paare gelegt.

Wenn die Zeit der Wechseljahre beginnt, kommen unterschiedliche Herausforderungen auf viele Frauen zu. Sowohl die sehr bekannten Symptome der Menopause wie Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen, Schweißausbrüche, innere Unruhe usw., als auch die möglicherweise daraus resultierenden Auswirkungen auf das Umfeld und besonders die Partnerschaft erschweren diese Phase im Leben einer Frau besonders. Es gibt Momente, da nehmen die seelischen und körperlichen Beschwerden Frauen so sehr in Anspruch, dass sie im Grunde eigentlich nur noch auf sich selbst fokussiert sein können, um irgendwie zu funktionieren. Raum für die Bedürfnisse anderer ist da dann nicht mehr. Frau hat kein Ohr mehr für die beste Freundin, die Nachbarin, die Kollegin und auch der Partner läuft quasi nur noch „nebenher“. Häufen sich diese Phasen lässt sich denken, dass insbesondere die Paar-Beziehung darunter leiden kann. Hinzu kommt, dass die in den Wechseljahren besonders hohen tägliche Anforderungen an Frauen selbst – aber ganz konkrete körperliche Veränderungen im Klimakterium – bei vielen Frauen zu sexueller Unlust führen. Da ein intaktes Sexualleben aber zumeist wichtiger Bestandteil einer erfüllten Paarbeziehung ist, ist es wichtig, Ursachen zu verstehen und über mögliche Wege hin zu einem wieder guten Sexualleben trotz der Wechseljahre informiert zu sein.

Gründe für sexuelle Unlust in den Wechseljahren

Die Wechseljahre bedeuten für eine Vielzahl von Frauen, sich plötzlich wieder fremd im eigenen Körper zu fühlen. Obwohl man schon etliche Jahre mit ihm verbracht hat und ihn doch in- und auswendig meint zu kennen, hält der Frauenköper in den Wechseljahren nun einige – zumeist nicht angenehme – überraschende Reaktionen bereit. Mit diesem neuen „ich“ klarzukommen bzw. es zu akzeptieren und Strategien im Umgang mit sich selbst zu entwickeln, braucht nicht nur seine Zeit und eine Menge Geduld, sondern auch eine große Portion gute Nerven und Kraft. Dass in dieser anstrengenden Lebensphase der Menopause wenig Lust auf Sex bleibt, ist verständlich. Aber nicht nur diesen Umständen ist der Libidoverlust in den Wechseljahren geschuldet. Auch körperliche Veränderungen im Klimakterium und durch den Östrogenabfall bedingte psychische Schwankungen hemmen die Lust auf Sex.

Wenn der Wunsch nach Zweisamkeit in den Wechseljahren abnimmt, heißt das nicht, dass die Partnerschaft schlecht ist, Frau unglücklich oder krank ist, sondern in der Regel ist es schlicht und einfach die Folge der vielen Symptome der Wechseljahre:

Erschöpfung

Wenig überraschend, aber häufig von den Frauen selbst übersehen: Erschöpfung. Wer sich durch den Dschungel von Symptomen der Wechseljahre kämpft, dabei in den bis dahin üblichen Rollen als z.B. Mutter, pflegende Familienangehörige, Vollzeitkraft und Partnerin funktionieren soll, der ist in den wenigen Ruhephasen des Tages oder abends so erschöpft, dass er sich einfach nur noch ausruhen oder schlafen möchte. Wenn sich dann auch noch Schlafstörungen durch die Wechseljahre einstellen, finden betroffene Frauen noch nicht einmal in der Nacht die so nötige Erholung.

Gefühlschaos

Das häufig vorkommende Auf und Ab der Gefühle während der Wechseljahre fordert ebenfalls. Nicht nur, weil es anstrengend ist (jeder von uns weiß, dass man beispielsweise nach dem Weinen völlig erschlagen ist), sondern auch, weil in der Regel von Betroffenen der Versuch unternommen wird, diese Stimmungsschwankungen zu verbergen. Gerade im Job beispielweise, bemühen sich Frauen weiter wie gewohnt zu funktionieren und ihre persönlichen Gefühle außen vor zu lassen. Auch die Angst vor dem Versagen, nicht mehr zu genügen und die Verunsicherung, die eine bisher nicht gekannte Gefühlsintensität in unterschiedlichen Situationen mit sich bringt, sind nicht zu unterschätzen. Was für eine Belastung! Und was für ein Durcheinander, das die gesamte Palette von himmelhoch jauchzend bis zu depressiver Stimmung abwechselnd bereithält. Sich damit zu arrangieren und Wege zu finden, den Alltag weiter zu bewältigen bedeutet letztlich, gezwungen zu sein, einen viel größeren Fokus auf sich selbst richten zu müssen und damit den Menschen um einen herum – insbesondere dem Partner, bei dem man sich ja im Idealfall nicht verstellen muss – wenig Aufmerksamkeit und Zuwendung zukommen lassen zu können.

Unsicherheit

Einige der Veränderungen durch die Wechseljahre können zu Minderwertigkeitsgefühlen führen. Da manche Frauen unter Symptomen wie Haarausfall, Veränderungen der Haut oder Gewichtszunahme in der Menopause leiden, lässt sich das Gefühl der betroffenen Frauen, sich im eigenen Körper nicht mehr wohl und sogar unattraktiv zu fühlen, nachvollziehen. Die Folge kann sein, dass sie Körpernähe und Sexualität vermeiden, weil sie das Gefühl, nicht mehr attraktiv und begehrenswert zu sein, verunsichert. Das kann so weit gehen, dass sie nicht einmal mehr intensivere Küsse zulassen können, aus Sorge, dass diese in ihrer Folge zu Geschlechtsverkehr führen könnten.

Scheidentrockenheit

Ein häufiger Grund abnehmender sexueller Lust bzw. für die Vermeidung von Geschlechtsverkehr ist eine durch die Hormonumstellung während des Klimakteriums verursachte Scheidentrockenheit. Die Schleimhäute der Scheide werden nicht mehr ausreichend durchblutet, werden dünner und die Scheidenflora wird gestört. Dies hat einerseits zur Folge, dass Frauen in den Wechseljahren häufiger an Harnwegsinfekten oder Blasenentzündungen oder auch Symptomen wie Jucken und Brennen der Scheide leiden (die dünnen Schleimhäute machen es Erregern leichter einzudringen und sich zu vermehren), andererseits führt eine trockene Scheide zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, weil die Gleitfähigkeit beim Eindringen nicht mehr gewährleistet ist. So wird Intimität nicht zu einem lustvollen, sondern zu einem schmerzhaften Erlebnis, das nach Möglichkeit vermieden wird.

Was tun bei sinkender sexueller Lust in der Menopause?

Vorgenannte Ursachen zeigen, dass weder persönliche Ablehnung, noch fehlende Liebe oder Anziehung für das gestörte Sexualleben ursächlich sind. Das bedeutet gleichzeitig: da die Paarbeziehung stimmt, gibt auch gemeinsame Wege, wieder zu einer genuss- und lustvollen Zweisamkeit zurückzufinden.

Libidoverlust in den Wechseljahren – was kann helfen?

Reden, reden, reden. Grundvoraussetzung für ein wieder gutes Sexualleben ist das offene Gespräch. Nur, wenn Frauen über ihre Beschwerden, Ängste, Sorgen Bedürfnisse und Gefühle mit ihrem Partner sprechen, kann dieser verstehen: Verstehen, warum seine Frau in vielen Situationen anders reagiert als früher, wieso sie z.B. keine Lust mehr auf Unternehmungen in der Freizeit hat, sie häufig gestresst, müde oder leicht reizbar ist, dass manches ihr bisher wichtige unwichtig wird und dass es nicht an ihm liegt, wenn die Sexualität einschläft.

Einige Anregungen für Frauen bzw. Paare für einen Weg zurück in eine erfüllte Sexualität trotz Klimakterium:

  • Männer sind häufig über die Wechseljahre und ihre Auswirkungen nicht gut informiert. Suchen Sie das Gespräch. Über Symptome und Auswirkungen mehr zu wissen, hilft dem Partner zu verstehen, dass keine persönliche Ablehnung hinter der Unlust steckt.
  • Sagen Sie, was Sie sich wünschen und was Sie brauchen. Das kann der Wunsch nach Unterstützung im Alltag, nach positivem Feedback trotz aller Veränderungen als Frau begehrenswert zu sein oder auch die Bitte um Verständnis für vielleicht unangemessenes oder ungerechtes Verhalten sein. Lernen Sie gemeinsam eine neue Gesprächskultur bzw. legen Sie Regeln fest und tauschen Sie sich intensiver über die persönlichen Wahrnehmungen und Bedürfnisse aus, um Missverständnissen oder Fehlinterpretationen vorzubeugen.
  • Erklären Sie Ihr Verhalten. Beispielweise dass schon ein intensiver Kuss (auch wenn sie ihn eigentlich genießen wollen) zu einem Problem werden kann, weil sie befürchten, dass dieser zu Sex führen wird.
    Geben Sie sich Raum für Zärtlichkeit ohne das eine Ziel. Wenn es doch zu Sex kommt, prima. Wenn nicht, auch gut. Der Druck aber ist durch diesen klar angesprochenen und definierten Rahmen rausgenommen und schafft wieder Momente entspannter Zweisamkeit. Kuschel- und Streicheleinheiten sind mindestens genauso wertvoll wie der eigentliche Akt.
  • Sprechen Sie über neue Impulse für ihr Sexualleben und formulieren Sie gegenseitig offen, was Sie besonders erregt. Ein längeres und ausgiebiges Vorspiel beispielweise kann die Erregung der Frau deutlich steigern, was wiederum die Vagina feuchter werden lässt und so dabei hilft, den ggf. schmerzhaften Geschlechtsverkehr wieder zu einem lustvollen Erlebnis werden zu lassen.
  • Äußern Sie auch gegenseitig, welche bisherigen Gewohnheiten beim Geschlechtsverkehr Sie ggf. nicht mehr möchten und suchen Sie gemeinsam nach Alternativen. Lassen Sie sich dabei auch von möglichen Hilfsmitteln inspirieren bzw. werden Sie doch wieder mal ein bisschen romantisch.
  • Um das rein körperliche Symptom der Scheidentrockenheit auszugleichen, können Gleitmittel, speziell für die Wechseljahre entwickelte Vaginalcremes bzw. Zäpfchen helfen.

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt und so individuell wie die Paarbeziehung ist, so individuell können Lösungen aussehen. Und sollte es Momente geben, in denen die Natur einfach mal dazwischenfunkt (auch Männer sind nämlich vor den Tücken der Zeit wie z.B. einer fehlenden Erektion nicht sicher), lachen Sie gemeinsam darüber, denn eine gewisse Leichtigkeit nimmt dem gesamten Thema Druck und Schwere.

Wechselweiber-Team
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