Als Mikrobiom wird – einfach gesagt – ein Zusammenleben von Mikroorganismen bezeichnet. Im menschlichen Körper gibt es unterschiedliche Mikrobiome. Wir finden sie z. B. im Darm, auf der Haut und in der Scheide (= Vaginalflora). Diese Mikroorganismen bilden u. a. einen wichtigen Schutz vor schädlichen Keimen.
In einer gesunden Vaginalflora befinden sich Milliarden von Milchsäurebakterien (= Laktobazillen). Da diese speziellen Bakterien von August Döderlein, einem deutschen Gynäkologen, entdeckt wurden, wird häufig von Döderlein-Flora oder Döderlein-Stäbchen gesprochen. Diese für uns nützlichen Bakterien sorgen für einen sauren pH-Wert (3,8 – 4,5) in der Scheide. Für viele krankmachenden Keime und Pilze ist das zu sauer, um zu überleben und sich zu vermehren. Sie haben einfach keine Chance gegen unseren körpereigenen Schutzschild.
Dieses äußerst sensible Gleichgewicht in unserer Scheide kann durch verschiedenste Auslöser ins Wanken geraten – dann wird von einer sog. Dysbiose (= Ungleichgewicht) gesprochen:
- die Einnahme von Antibiotika: Laktobazillen werden durch eine Reihe von Breitband-Antibiotika abgetötet.
- übertriebene Hygiene: Hygiene ist wichtig, aber übertreiben ist auch nicht gut. Viele Duschgels sind nicht für die Reinigung des Intimbereichs geeignet, da sie den pH-Wert der Scheide verändern -> hier ist weniger oft mehr.
- Stress: Stress macht sich überall im Körper auf Dauer negativ bemerkbar. Er kann sogar auch der Grund für ein Ungleichgewicht der Darm- und Vaginalflora sein.
- Synthetische Unterwäsche: hier ist tatsächlich der „olle“ Baumwollschlüpfer dem sexy String vorzuziehen, denn durch synthetische Stoffe – gerade im Intimbereich – kann sich ein feucht-warmes Milieu ausbilden, das für Keime und Pilze ein angenehmes Wohlfühlklima für deren Vermehrung schafft.
Und der Punkt, der besonders für Frauen in den Wechseljahren eine Rolle spielt: Hormonelle Veränderungen
Das Milieu in der Scheide ist abhängig vom Hormon Östrogen. Einerseits beeinflusst das Östrogen die Anzahl der Laktobazillen und damit den pH-Wert der Scheide, andererseits ist das Östrogen auch für die Produktion des Schleims verantwortlich, welcher die Scheide feucht hält. Diese Schleimproduktion variiert in Abhängigkeit vom Zyklus und der Erregung.
In den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel der Frauen ab. Dies hat, bezogen auf das Mikrobiom der Scheide, gleich zwei Konsequenzen:
- Die Anzahl der Laktobazillen sinkt und damit steigt der pH-Wert der Scheide, d. h. die Schutzfunktion mittels saurem pH-Wert gegenüber krankmachenden Keimen und Pilzen wird reduziert.
- Der Mangel an Schleim kann zur Scheidentrockenheit führen, die sich durch Brennen und Jucken im Vaginalbereich sowie Schmerzen beim oder sogar unabhängig vom Geschlechtsverkehr bemerkbar macht.
Was können Sie tun, um Ihr Scheidenmilieu in den Wechseljahren im Gleichgewicht zu halten?
Natürlich erstmal das vermeiden, was die Vaginalflora negativ beeinflusst: Stress, übertriebene Hygiene und synthetische Unterwäsche.
Antibiotika sind bei manchen Krankheitsbildern unverzichtbar und sogar überlebenswichtig. Sie sind aber für unser Mikrobiom nachteilig. Deshalb empfiehlt es sich, idealerweise begleitend zur Antibiotikaeinnahme ein Probiotikum einzunehmen, welches das Mikrobiom wiederaufbaut. Lassen Sie sich hierzu im Einzelfall durch Ihre/n Ärztin /Arzt und/oder Ihre/n Heilpraktiker/-in beraten.
Je nach Symptomlage kann es für Frauen in den Wechseljahren hilfreich sein, ein Probiotikum einzunehmen oder vaginal einzuführen, welches gezielt die Scheidenflora unterstützt. Es gibt verschiedene Präparate in der Apotheke, zu denen Sie sowohl der/die Apotheker/-in, Ihre/n Ärztin /Arzt oder Ihr/e Heilpraktiker/-in beraten kann.
Vielleicht ist in diesem Zusammenhang auch mein Artikel über Anwendungen bei trockenen Schleimhäuten interessant?
Ich freue mich von Ihren Erfahrungen zu hören!