Ich will mein Leben zurück oder Vielleicht DOCH LIEBER EIN ANDERES? Teil 2
Wir Um-die-50-Jährigen haben es nicht leicht. Plötzlich spielen unserer Hormone verrückt und unsere Hosen fangen an zu kneifen. Aber das ist noch nicht alles. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass wir die Bevölkerungspopulation sind, die sich am wenigsten bewegt. (Haben die nichts Besseres zu tun?) Jetzt könnte man sagen „Na und?“ und so weiter machen wie bisher. Aber in unserem Alter geht die Bewegungslosigkeit leider Gottes mit einem drastischen Muskelabbau einher. Fettpölsterchen in Kombination mit schlaffen Muskeln? Diese Aussicht ist einfach zum Davonlaufen – im wahrsten Sinne des Wortes!
Zum letzten Mal habe ich während meiner Schulzeit so richtig Sport gemacht. Damals war die Welt noch in Ordnung. Mehrmals wöchentlich stand Sport auf dem Stundenplan, und die Basketball AG fand ganz bequem nach dem Unterricht in der Schule statt. Ohne sich groß anstrengen zu müssen, konnte man so mühelos jede Woche einige Sport-Einheiten absolvieren.
Sport wird kompliziert
Beim Studium wurde dann alles komplizierter. So etwas wie Vorlesungssport gab es nicht, zumindest nicht in den Vorlesungsplan integriert. Das heißt, aus Sport-der-selbstverständlich-war-und-Spaß-machte, wurde Sport-um-den-man-sich-bemühen-musste-und-der-einfach-anstrengend-war. Und natürlich gab es während des Studiums auch viele Dinge, die durchaus interessanter waren, als sich im Fitness-Studio zu quälen… (Ich schwöre, ich habe es versucht, ich war tatsächlich ein paar Mal dort!).
Das heißt natürlich nicht, dass ich mich während der letzten 30 Jahre überhaupt nicht bewegt habe. Ich bin schon immer gerne spazieren und wandern gegangen. Aber es war halt kein richtiger Sport und es war auch – um ehrlich zu sein – viel zu wenig Bewegung. Aber soweit war alles in Ordnung. Schließlich habe ich mich nach dem Studium immer gesünder ernährt und habe es so geschafft, schlank zu bleiben. Und wenn man konsequent keinen Sport macht, merkt man ja auch nicht, dass man vielleicht nicht ganz so fit ist.
Auch als ich schon über 40 war, schaffte ich es noch relativ leicht, mein Gewicht zu halten. Und mit der richtigen Kleidung lassen sich auch die einen oder anderen kleinen Pölsterchen ganz gut verstecken. Bei uns Um-die-50-Jährigen scheint dann plötzlich alles gegen uns zu arbeiten. Genau genommen sind es nur unsere Hormone, die gegen uns arbeiten, aber das Resultat ist eindeutig: Das Gewicht nimmt zu und die Muskelmasse nimmt ab.
Und so sitze ich mit meinem inneren Schweinehund auf dem Sofa und denke darüber nach, welchen Sport ich denn gerne machen würde. Ins Fitness-Studio zu gehen, kommt für mich nicht in Frage. Mein letzter Versuch während des Studiums war nicht gerade von Erfolg gekrönt. Er endete damit, dass ich einfach nicht mehr hingegangen bin aber das Geld aufgrund der langen Vertragslaufzeit dennoch bezahlen musste (was sehr ärgerlich war, da Geld immer knapp war).
Ein Leben ohne Auto
Und dann begann vor fast zwei Jahren mein Sabbatical. Ich hatte mich entschieden, eine Weiterbildung zur Ernährungsberaterin zu machen und mir dafür ein Jahr frei genommen. Und ich hatte wirklich große Sorgen, dass ich nun richtig zunehmen würde. Schließlich musste ich jetzt nicht mehr jeden Morgen zur Arbeit gehen, und meine Hauptaufgabe bestand darin, am Schreibtisch zu sitzen und zu büffeln.
Um dies zu verhindern, habe ich zum einen mein Auto abgeschafft und beschlossen, zukünftig mehr zu Fuß zu gehen oder mit Bus und Bahn zu fahren. Zum anderen habe ich mir Laufschuhe (!!!) gekauft und mir fest vorgenommen, zwei, drei Mal pro Wochen zu joggen. Aber wie das so ist, blieb es mal wieder bei dem guten Vorsatz. (Wie oft in meinem Leben habe ich mir eigentlich vorgenommen, mit dem Joggen zu beginnen???)
Das war ärgerlich. Aber auf der anderen Seite war es sehr erfreulich, dass ich einfach viel mehr zu Fuß unterwegs war. Zwangsweise. Was ich zu Beginn häufig als Einschränkung erlebt, entwickelte sich zu einem echten Pluspunkt. Am Anfang meines Sabbaticals bereitete mir die Tatsache, dass ich nicht mal schnell mit dem Auto irgendwohin fahren konnte, häufig Stress. Schließlich hatte ich mich während der letzten Jahrzehnte daran gewöhnt, dass mein Auto immer bereit stand und darauf wartete, mich irgendwo hin zu fahren.
Die kleinste Reise beginnt mit einem ersten Schritt
Und dann wurde diese vermeintliche Einschränkung für mich zur großen Freiheit. Stück für Stück machte ich die Erfahrung, dass man in der Stadt zu Fuß oft genauso schnell unterwegs ist wie mit dem Auto. Häufig ist man sogar zu Fuß schneller. Und so ließ ich auch Bus und Bahn immer öfter links liegen und begann zu laufen.
Dann merkte ich, wie mir diese Bewegung gut tat. Dass ich mich einfach fitter und wohler fühlte. Und ich begann dieses Bewegung im Alltag immer weiter auszudehnen. Kürzere Strecken ging ich zu Fuß und längere fuhr ich mit dem Fahrrad (in einer Stadt wie Stuttgart mit vielen Bergen ein echtes Fitness-Programm).
Immer mehr genoss ich es, mich zu bewegen und Zeit im Freien zu verbringen. Und wenn der Weg dadurch mal länger dauerte, so empfand ich es als Bereicherung. Schließlich blieb mir dadurch der Gang ins Fitness-Studio erspart und ich hatte fast täglich ein Zeitfenster für mich. Es ist einfach unglaublich, wie ruhig man wird und wie die Gedanken in Fluss kommen, wenn man mit sich alleine unterwegs ist.
Ab und zu schauten mich meine Laufschuhe, die immer noch unbenutzt im Schrank standen, vorwurfsvoll an. Aber ich schaffte es, diese einfach zu ignorieren. Schließlich bewegte ich mich mehr als je zuvor und war ganz zufrieden damit.
Bewegung oder Sport?
Und tatsächlich ist es unserem Körper ziemlich egal, ob wir Sport machen. Hauptsache, wir bewegen uns. Dabei sollten wir uns allerdings nicht nur im Schneckentempo fortbewegen. Es ist gut für die Kondition und das Herz-Kreislauf-System, regelmäßig ein wenig außer Atem zu kommen. Und es ist gut für unser Immunsystem, regelmäßig ins Schwitzen zu kommen. Dadurch reinigt sich unser Körper. Also, keine Angst vor Schweiß!
Es gibt viele Möglichkeiten, Bewegung in den Alltag zu integrieren. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Spaß an der Bewegung zunimmt, je mehr man sich bewegt. Also, so wie der Appetit mit dem Essen kommt, kommt der Spaß an der Bewegung mit der Bewegung selbst. Und es gibt so viele Möglichkeiten. Man kann
- öfter mal das Auto stehen lassen und zu Fuß gehen,
- mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren,
- den Aufzug links liegen lassen und zu Fuß gehen (schnelles Treppensteigen macht wirklich fit!),
- Hausarbeit selbst erledigen und nicht delegieren (jeder der schon einmal Fenster geputzt hat, weiß, was ich meine),
- das Auto nicht direkt am Ziel, sondern weiter entfernt parken (das gleiche geht natürlich auch mit dem Bus oder der U-Bahn – einfach eine Station früher aussteigen),
- sich mit der Freundin nicht im Café sondern bei einem Spaziergang treffen.
Es gibt vielfältige Möglichkeiten. Es ist völlig egal, womit man anfängt, Hauptsache man macht den ersten Schritt. Der zweite und der dritte fallen dann schon wesentlich leichter. Und jedes Mal, wenn man merkt, wie gut einem die Bewegung tut und dass man vielleicht schon ein wenig fitter geworden ist, ist das eine große Motivation dafür, den nächsten Schritt zu tun.
Aus Bewegung wird Sport
Und dann passierte es. Kurz nach Weihnachten fragte mich mein Mann, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm zu joggen. Er wolle etwas für seine Ausdauer tun. What? Ich dachte an meine Laufschuhe, die immer noch ein einsames Dasein in meinem Schuhschrank fristeten, und stimmte freudig zu. Und ob ich das wollte!
Was soll ich sagen? Der erste Lauf war ein Kampf. Ein harter Kampf. Die Luft war knapp und die Pausen waren lang. Aber ich hatte das Glück, dass meine Freundin freudig auf den Zug aufsprang. (Vielleicht hätten wir uns früher mal darüber unterhalten sollen!). Und so ging ich am Wochenende mit meinem Mann und unter der Woche mit meiner Freundin joggen.
Keine lange Strecke, knapp 4 km. Und die Strecke haben wir so gewählt, dass wir direkt vor der Haustür loslaufen können. Also so, dass wir quasi schon losgelaufen sind, bevor es unser innerer Schweinehund merkt. Am Anfang liefen wir zwei- bis dreimal die Woche. Bald stellt sich der Erfolg ein, und das Laufen wurde leichter. Und das gute Gefühl, ja die Euphorie, nach jedem Lauf nahm zu.
Einfach anfangen
Das Geheimnis besteht darin, einfach anzufangen. Und zu wissen, dass es reicht sich zu bewegen und dass wir uns nicht für einen bestimmten Sport oder gar ein Fitness-Studio entscheiden müssen. Der Spaß an der Bewegung kommt dann ganz von alleine. Einfach, weil wir Menschen für Bewegung geschaffen sind. Wir müssen nur unseren Weg von der Couch finden.
Inzwischen ziehe ich viermal pro Woche meine Laufschuhe an. Gleich morgens um sieben, wenn alle aus dem Haus sind. Wenn meine Laufpartner keine Zeit haben, laufe ich alleine. Denn ich laufe, weil ich es möchte und weil es mir einfach gut tut, und nicht, weil ich es soll oder muss. Und ich kann voller Stolz sagen, dass ich mit 50 Jahren zum ersten Mal in meinem Leben so richtig Sport mache.
Das Laufen hat nicht nur meinen Körper verändert (Ihr solltet mal meine Beinmuskeln sehen!), sondern auch meinen Meinung über mich selbst. Sport und ich sind keine unvereinbaren Welten (mehr). Sport und ich sind ganz normal, passen ganz gut zusammen und gehören genau so zum Alltag, wie morgens mit dem Fahrrad ins Büro zu fahren.
Das Schönste daran ist, dass wir Um-die-50-Jährigen so etwas können. Dass wir einfach alte schlechte oder inzwischen unliebsamen Gewohnheiten ablegen und etwas Neues anfangen können. Einfach so. Und unser alter, in die Jahre gekommener Körper macht das mit. Genauer gesagt, er macht das nicht nur mit, er freut sich sogar darüber. Und so liegt es einfach nur an uns, den ersten Schritt zu gehen und loszulaufen. In ein neues, glücklicheres und fitteres Leben!
Wow, Eva bringt es genau auf den Punkt!!! Ich bin ebenfalls eine Um-die-50-Jährige und laufe seit dem Frühjahr regelmäßig drei Mal die Woche: einen Tag Lauftraining mit einer Laufgruppe (damit trickse ich meinen inneren Schweinhund aus, denn die Leute sind alle total nett und ich gehe auch mal an meine Grenzen, was ich alleine nie machen würde), einen Tag mit einer Freundin und das dritte Mal mit ein paar laufinteressierten Kolleg*innen. Durch diese Regelmäßigkeit habe ich so schnell Fortschritte gemacht und habe jedes Mal wahnsinnig viel Spaß. Außerdem ist der Sport für mich total stimmungsaufhellend – es ist wie eine Droge und tut so gut, ich kann es nur wärmstens empfehlen. Ich habe durchs Laufen auch ein wenig abgenommen und alles ist straffer geworden. Also, unsere Um-die-50-Körper sind ein irres Geschenk, noch super trainierbar und veränderbar – und dafür bin ich total glücklich & dankbar!
Liebe Corina,
das freut mich wirklich sehr, dass du auch so positive Erfahrungen mit dem Laufen gemacht hast. Ich denke, das Geheimnis besteht wirklich darin, einfach mal anzufangen. Der Spaß am Sport kommt wirklich mit der Bewegung.
Und wir Um-die-50-Jährigen können einfach alles, wenn wir es wollen! 🙂
Alles Liebe für dich!
Eva
Hallo,
ich bin auch immer gern gelaufen, kein Joggen aber Nordic Walking ( im Sommer täglich 1-1 1/2Stunden). Das hat viel Spaß gemacht und ich musste auch keinen Schweinehund bekämpfen.
Zu Beginn der Wechseljahre habe ich eine starke Fußwurzelarthrose bekommen, mit starken Schmerzen beim laufen. Ich bin froh, wenn ich überhaupt noch meinen Alltag bewältigen kann. Sport fällt seitdem flach und ich habe 20 kg zugenommen. Ich kann noch nicht einmal mehr Rad fahren wegen Schwindelgefühlen.
Für mich ist mein Körper kein Geschenk und er verändert sich auch nur noch zum negativen.
Liebe Verena,
das tut mir sehr leid für dich. Ich möchte dir aber trotzdem Mut machen (auf meiner Website kannst du, wenn du magst, meine ganz persönliche Geschichte zum Thema Krankheiten lesen.)
Oft muss man an irgendeiner Stelle einfach mal anfangen und dann den nächsten Schritt machen, zumindest ist das meine persönliche Erfahrung. Hast du es mal mit einer professionellen Ernährungsberatung probiert?
Ich wünsche dir alles Gute und dass du einen Weg für dich findest.
Liebe Grüße
Eva
Sport in der Schule war nur demütend. Die Lehrerin dreschte auf dem Trampolin und brüllte: „Lauf, lauf, lauf ….“ Das nannte man Aufwärmen. Dann anstellen und warten bis man dran kam. Kaum waren die Temperaturen über 0 Grad, musste man raus. Wir wußten es vorher nicht. Duschen war verboten danach. „Teilgenommen“. Ich trug eine Brille und sah den Ball nicht von hinten oder Seite und bekam ihn ständig an den Kopf. Wir spielten Volleyball und andere Ballspiele nach Regeln, die ich nicht kannte. Der Abschuß waren die Bundesjugendspiele. Ein heißer Hochsommertag, auf einem heißen Platz, ohne Schatten, ohne Trinken oder Essen, warten , Höchstleistung zeigen.
Mit 30 verspürte ich richtig Lust. Ich schwamm zum ersten Mal im Meer, nackt und bei starken Wellengang. Ich ging einfach los , wie weit ich komme. Nur der Wohnungsschlüssel dabei. 6 Stunden und 27 km später war ich zuhause. Radfahren habe ich als Kind nie gelernt. Ich hab einfach eines mit 18 gekauft. So richtig kann ich es nicht. Wo ich lebte, ging es nicht. Auch hier ist der Straßenverkehr irre. Nachts dunkel, im Sommer heiß und im Winter nichts geräumt.
Ich bewege mich sehr gerne, doch es ist einfach nicht möglich. Mein Beruf anspruchsvoll und „unberechenbar“. Heute wär schönes Wetter, doch ich habe tel. Rufbereitschaft. Klasse!
Letztes Jahr im August tat das Knie weg. Die Schmerzen gingen anfang dieses Jahres langsam weg. Wenn ich mich bewege geht’s mir gut. Ich hab einfach keine Kraft mehr. Ich hab mich nicht mehr getraut zu baden, weil Angst habe, nicht mehr aus der Wanne zu kommen.
Was auch nervig ist: Schuhe kaufen! Das ist keine Ausrede, das ist nur mühsam und auch demütigend. Damenschühchen sind alle schmal und sehr klein, wie Kinderschuhe! Ich geh in den Laden, die Verkäufer gucken mich nur entsetzt an.
Fitnessstudio. Die sind alle außerhalb! Dunkel, laut, bäh! Die Schlaufen sind alle zu klein. Gymastik die blöden, unpraktischen Schuhe. Am liebsten … raus! Ich bin am glücklichsten, wenn ich der ganze Tag draußen bin. Das geht leider nur im Urlaub. Wenn ich arbeite, das fehlt mir so sehr! Alleine, ich fühl mich sonst unter Druck gesetzt und kann nicht in meinem Tempo. Ich schlepp gerne meine Kamera mit. Einfach sein.
Sorry fürs Vollheulen. Ich hab noch keine Lösung gefunden.
Liebe Sylvia,
es tut mir sehr leid, dass du mit Sport schon so viele negative Erfahrungen (vor allem in der Schule!) gemacht hast. Aber ich finde es bewundernswert, dass du als Erwachsene trotzdem mit Sport angefangen hast. Und ich finde es auch wirklich toll, dass du ein gutes Gefühl für deinen Körper hast und merkst, dass dir Bewegung und frische Luft gut tun. Das hört sich vielleicht doof an, aber das ist immer der erste Schritt.
Als ich noch als Angestellte gearbeitet habe und wenig Zeit hatte, hat mir tatsächlich geholfen, Bewegung in meinen Alltag zu integrieren (so wie ich es in meinem Artikel beschrieben habe) – vielleicht ist das ja auch was für dich? So verliert man wenig Zeit und hat sich trotzdem bewegt. Es ist nicht perfekt, aber besser als nichts.
Und jeder Schritt zählt (im wahrsten Sinne des Wortes). Also, wenn man es dann tatsächlich schafft, sich mit der Freundin bei einem Spaziergang anstatt im Café zu verabreden, ist das noch kein Sportprogramm, aber ein Anfang. Und vielleicht entsteht daraus die nächste Idee, wie man Bewegung in den Alltag integrieren kann.
Ich wünsche dir auf jeden Fall von Herzen, dass du eine Lösung für dich findest!
Liebe Grüße
Eva
Hallo,
das Auto brauchte ich nicht abzuschaffen, weil ich einfach noch nie eins hatte und alles zu Fuss oder per Fahrrad erledige.
In letzter Zeit überfällt mich immer häufiger Erschöpfung, einfach so, und dann fällt es mir schwer, auch nur 20 min Spazieren zu gehen. Ich bin früher oft und gerne gejoggt,
aber wenn ich es jetzt versuche, krieg ich nen Fersensporn oder das ISG renkt sich aus oder ich bin einfach zu erschöpft. Früher habe ich sehr viel Sport gemacht, dazu noch täglich Gymnastik, Liegestütze und Bauchtraining.
Vor 2 Jahren kriegte ich Schulterprobleme, konnte nicht mehr Kayak fahren und nicht mehr schwimmen. Liegestütze gingen auch nicht mehr. Diese Erschöpfung jetzt zwingt mich in die Knie. Ich guck mehr Fernsehen, sitz mehr rum und esse mehr Schokolade aus Frust und natürlich nehme ich davon zu.
Ich fahre immer noch mit dem normalen Rad zur Arbeit (130km die Woche), aber immer öfter schaue ich aufs eBike – wenn ich wieder Mal so erschossen bin. Ich rauche nicht, trinke null Alkohol und nehme auch kein Koffein mehr zu mir (keine Hitzewallungen mehr seitdem). Ich weiss einfach nicht, ist das normal mit 55 oder was ist das? Ich liebe Bewegung und möchte gerne wieder mehr machen…..
Liebe Yvonne,
vielen „Um-die-50-Jährigen“ geht es so wie dir. Das liegt häufig daran, dass sich Ernährungsfehler, die uns teilweise bereits unser Leben lang begleitet haben, nun bemerkbar machen. Man kann sich das so vorstellen, dass irgendwann die Vitalstoff-Spetcher leer sind und nicht mehr ausreichen, uns fit und gesund zu halten. Erkrankungen des Bewegungsapparats sind häufig ein Hinweis darauf, dass Vitalstoffe fehlen. Und gerade in den Wechseljahren benötigt der Körper für die hormonelle Umstellung extrem viele Vitalstoffe.
Ich weiß nicht, wie du dich ernährst, aber vielleicht könnte tatsächlich eine professionelle Ernährungsberatung Sinn machen.
Außerdem lohnt es sich vielleicht – gerade jetzt im Winter – den Vitamin D-Spiegel zu überprüfen. Dieser ist in Deutschland bei vielen zu niedrig und kann ebenfalls zu Erschöpfung und Müdigkeit führen.
Ich wünsche dir alles Gute und dass du bald aus dem Tief herauskommst!
Liebe Grüße
Eva
http://www.leckervital.com
Hallo Eva,
inzwischen weiß ich, wie man das nennt was ich habe: ich bin in den Wechseljahren.
Ich könnte mehr Gemüse essen, das stimmt, aber sorry, das ist es nicht. Esse seit Jahren sehr bewusst, jetzt so gut wie gar keinen Zucker mehr, nichts Fettes, keinen Kuchen, nur noch dunkle Schokolade. Vitalstoffe substituieren ich, bin dafür zu einem Nährstoffspezialisten gegangen und hab viel Geld bezahlt (übernehmen Krankenkassen nicht). Hat sich aber sehr gelohnt, insbesondere die Ergänzung der Vit. B Gruppe, kann wieder klar denken und mich konzentrieren. Wechseljahresymptome nehmen jetzt zu. Wer sowas als Stimmungsschwankungen bezeichnet, den könnte ich würgen. Hab sowas Dieses noch nie erlebt. Als würde mein Körper, der mir bewusste Ernährung und Sport immer gedankt hat, sich plötzlich gegen mich richten und beschließen, hey, Du bist noch viel zu fit um alt zu werden! Kurz gesagt, es fühlt sich wie eine gesteuerte Selbstsabotage an.
Ich vermute, dem Sport hab ich es zu verdanken, dass ich nur 3 und nicht 10 kg zugenommen hab, aber sorry, frau kann alles richtig machen und die Wechseljahre schlagen trotzdem zu. Wer anderes behauptet, würdet uns Frauen nur noch das schlechte Gewissen auf, sich nicht genug Mühe gegeben zu haben.
Gestern war wieder so ein Tag, der nicht zum Aushalten war. Hab nachgegeben und alles schleifen lassen, nur Couch, null Sport. Du musst jetzt nichts mehr tun, darfst einfach sein, hab ich mir gesagt. Und siehe da, heute Nacht konnte ich endlich Mal wieder schlafen…. Das soll jetzt kein Aufruf sein, mit 0 Bewegung die Wechseljahre anzugehen. Aber vielleicht ist es mal an der Zeit für uns, aus diesem Dauerfunktions- und Erledigungsmodus rauszugehen. Meine Schlagzahl von früher kann ich nicht mehr halten. Kann nicht mehr für den nächsten Tag vorhersagen, was geht. Gibt jetzt viel, was ich akzeptieren muss, was mir nicht gefällt. Und trotz gestiegener Ängstlichkeit Neues ausprobieren und Gelassenheit üben, während die Gefühle überlaufen – das ist echt hart.
Wichtig für Frauen, die Schwierigkeiten mit Gedächtnis und Konzentration haben: lasst beim Hausarzt ne Vollblutuntersuchung machen und checkt euren Vitamin B Status. Wenn zu wenig, seht zu dass ihr das ergänzt. Wer zu hohes Cholesterin hat: Walnüsse essen. Eisen ergänzen. Alles mit Koffein weglassen (gibt sowohl entkoffeinierten Kaffee als auch schwarzen Tee ohne Teein).
Bei mir hat Schwimmen geholfen. Schulterschmerzen nach 1 Jahr endlich weg. Plötzlich kann ich 2,5 km am Stück schwimmen (wenn ich den richtigen Tag erwische). Da geht also was, nicht immer stimmt das Gefühl der Erschöpfung. Jeden Tag muss Frau neu rausfinden, was geht. Heulen, wenn Weinerlichkeitstag ist. Sport machen, wenn Bewegung geht. Geistesstahl mit Essen ganz vergessen Tag abwechseln. Irgendwie eine neue Mitte finden. Irgendwie.
Liebe Yvonne,
vielen Dank für deine Nachricht! Ich finde, du hast das genau richtig beschrieben: Es gibt vieles in den Wechseljahren, was uns nicht gefällt. Einiges können wir selbst beeinflussen, anderes müssen wir akzeptieren.
Und wenn wir in dieser Zeit einfach lernen, dass wir nicht immer perfekt sein müssen und dass wir uns einfach auch mal etwas gönnen dürfen, trägt das sicherlich zu unserem Wohlbefinden bei. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass Stress sich extrem negativ auf mein Wohlbefinden auswirkt, seit ich in den Wechseljahren bin…
Und dabei ist es wahrscheinlich für jede Frau etwas anderes, was ihr gut tut und auf was sie achten sollte. Ich finde es auf jede Fall toll, was du für dich selbst schon herausgefunden und erreicht hast. Und alle Achtung, dass du es schaffst, 2,5 km am Stück zu schwimmen…
Ich wünsche dir weiterhin alles Gute!
Herzliche Grüße
Eva
PS Vitamin D ergänze ich schon seit 2016. Das kann es also nicht sein.