„Wie war dein Urlaub?“ Heute habe ich diese Frage sehr häufig gehört. Meine Ferien sind beendet und der erste Arbeitstag ist vorüber. „Ja, ganz gut! Und deiner?“ „Toll! Ich war in Indonesien und habe Backpacker gemacht. Ich zeig Dir mal ein paar Fotos.“ Ich habe wirklich beeindruckende Fotos gesehen. Unglaubliche Natur, beseelte Gesichter. War bestimmt ein unvergesslicher Urlaub.
„Und du? Erzähl doch mal!“ Tja, was soll ich da erzählen? Ich mag die ausgelassene Stimmung nicht zerstören. Möchte die Kollegen in ihren beglückenden Erinnerungen lassen. Tja, meine Ferien? Wie waren die eigentlich? Sie waren hoch emotional, extrem, sehr besonders und irgendwie auch beseelend.
Was war passiert?
Ich habe zwei sehr gute Freunde verloren. Sie sind gegangen. Für immer! Meine „Mutterfreundin“ mit 93, und einer meiner engsten Freunde mit 58 Jahren. Sophie ist ganz friedlich eingeschlafen, hat noch auf meinen Freund und mich gewartet, hat alle für sie wichtigen Fragen geklärt und ist am nächsten Tag gegangen. Wir durften den Töchtern beistehen. Bei allem Administrativen, aber auch beim Einsargen, beim Weinen und beim Lachen. Wir haben geholfen, das Zimmer im Seniorenstift auszuräumen und die Todesanzeige zu formulieren. Bei ihrer Urnenbestattung durften wir dabei sein sowie bei der anschließenden Abdankung und Trauerfeier. Wir waren uns so nah. Unsere Gespräche, unsere Gedanken, unsere Gefühle. Wir mussten uns nicht vor einander verstecken oder verstellen. Bei aller Traurigkeit war es ein sehr beglückendes Erlebnis.
Beat war schon ein anderes Kaliber. Circa sechs Wochen wussten wir nur, er ist tot. Aber wie? Was war passiert? Wann wird er beerdigt? Nur Fragen, keine Antworten! Dann kam der Termin der Bestattung. Es war einfach nur traurig! Die Mutter, die der Schmerz zerreißt, die Familie, die sprachlos ist, die Freunde, die es nicht begreifen können. Eine davon ich!
Ich kann beides noch nicht begreifen, aber ich fühle, dass alles so gut war. Wir Freunde sind viel enger zusammengekommen. Wir haben viel geredet, viel geweint, viel gelacht. In vier Wochen habe ich mindestens ein Jahr gelebt, gefühlt!
Auch heute muss ich noch öfters weinen, so aus heiterem Himmel, aber es ist gut. Ich habe für mich gemerkt, ich möchte leben! Mit meinen Depressionen, mit meinen Wehwechen. Mit meiner Arbeit, auch wenn ich mich manchmal beschwere, dass ich soooo viel zu tun habe. Und erst diese Probleme! Alle hausgemacht. Kann ich lösen! Beziehungsprobleme und Schwierigkeiten in der Familie. Kann ich lösen! Zumindest möchte ich es versuchen und meine Wertigkeit von Dingen verändern.
Ich habe mich heute wirklich sehr gefreut, meine Kollegen wiederzusehen. Und auf die Frage: „Wie war dein Urlaub?“ werde ich morgen antworten: „Gut! Ich habe viel erleben und erfahren dürfen! Ich möchte nicht einen Tag davon missen!“
Ich hoffe, Sie hatten auch so einen erfüllenden Urlaub. Wenn Sie möchten, schreiben Sie mir. Ich freue mich.
Ihre
Antonia